Beim 16+1-Gipfel in Belgrad hoffen auch EU-Länder auf Investitionen aus Peking

Belgrad. Chinas Regierungschef Li Keqiang bittet an diesem Dienstag und Mittwoch in Belgrad 16 Amtskollegen aus Ost- und Südosteuropa zur Audienz. Der Mann aus Peking bringt Geld für Investitionen mit, deshalb stehen die Europäer beim sogenannten 16+1-Gipfel Schlange, sie hoffen auf Großinvestitionen aus dem Reich der Mitte. Und wie zum Beweis, zu welchen Kraftanstrengung der asiatische Riese in der Region bereit ist, wird pünktlich zum Wirtschaftsgipfel die von China finanzierte und gebaute Donaubrücke in Belgrad eingeweiht. Investitionssumme: 187 Millionen Euro.

Als Teil der neuen Strategie Chinas, sich im Ausland stärker zu engagieren und neue Märkte zu erschließen, stünden rund zehn Milliarden Dollar als Kreditlinie für die Region bereit, sagte Li Keqiang am Montag in einem Interview mit der Zeitung „Politika“. Ziel sei „der Aufbau von Expresslinien zwischen China und Europa zu Wasser und zu Land, die auf dem Hafen Piräus und der Eisenbahnstrecke Belgrad–Budapest basieren“, kündigte er an.

Pekings Interesse gilt Eisenbahnen, Häfen, Straßen, Kraftwerken

Zusätzlich zehn Milliarden Dollar können die in Belgrad vertretenen Staaten auch auf Geld aus dem sogenannten Seidenstraßen-Fonds hoffen. Zwar sollen damit vornehmlich Projekte in Asien unterstützt werden. Doch könnte auch Osteuropa profitieren. Das Fernziel der zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt ist, eine Verbindung nach Europa herzustellen – die „neue Seidenstraße“. Im Mittelpunkt von Chinas Interesse stehen Häfen, Straßen, Eisenbahnen, die Telekommunikation und Kraftwerke.

Pekings Schwerpunktland ist Serbien, wo bisher bereits mehr als zwei Milliarden Euro investiert wurden. Beim Gipfel soll nun die Modernisierung der veralteten Eisenbahnverbindung zwischen Belgrad und der ungarischen Hauptstadt Budapest festgezurrt werden. Kosten: 1,5 Milliarden Euro. Und vergangene Woche hat das Parlament des Adriastaates Montenegro den Bau eines Autobahnteilstücks nach Norden bewilligt. Die chinesische Exim-Bank gibt dafür knapp 690 Millionen Euro Kredit.

Investitionen in kleinen EU-Staaten sollen Europa spalten

Im kleinen Mazedonien bauen chinesische Firmen mit chinesischen Krediten eine Autobahn. Heimische Firmen dürfen nur als Subunternehmer mitwirken. Das Geld aus Peking ist dennoch hochwillkommen, weil in den meisten Ländern die Infrastruktur über Jahrzehnte vernachlässigt wurde. Europäische Diplomaten in Peking erkennen die Strategie. „Teile und herrsche“, beschreibt ein hoher Diplomat Chinas Plan, finanzschwache EU-Länder mit Krediten zu umwerben und so eine gemeinsame EU-Politik gegenüber Peking zu untergraben. Li Keqiang halte in Belgrad Hof wie der „Kaiser von China“.