Der Diplomat Joachim Rücker leitet für ein Jahr eines der wichtigsten Uno-Gremien

Genf. Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen (Uno) wird im nächsten Jahr erstmals von einem deutschen Vorsitzenden geleitet. Die 47 Mitgliedsländer des höchsten Uno-Gremiums gegen Unterdrückung und Gewalt wählten am Montag in Genf per Akklamation den deutschen Uno-Botschafter in Genf, Joachim Rücker, zu ihrem Vorsitzenden für 2015. Der 63 Jahre alte Diplomat hatte keinen Gegenkandidaten.

„Dies ist ein einzigartiges Privileg und eine große Ehre für mich und mein Heimatland Deutschland“, sagte Rücker. Die Verteidigung der Menschenrechte spiele eine zentrale Rolle in der deutschen Außenpolitik. Laut Diplomaten ist die Wahl Rückers auch als ein Lob der anderen Staaten an Deutschland zu verstehen. An der Spitze des Uno-Menschenrechtsrates handelt er jedoch nicht im Auftrag der Bundesregierung, sondern als überparteilicher Präsident. Zu den Aufgaben gehöre, kurzfristig Beratungen über akute Krisen zu ermöglichen, sagte Rücker. Beim Vormarsch des Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) habe der Menschenrechtsrat sich im Sommer womöglich zu viel Zeit genommen, bevor eine Sondersitzung angesetzt worden sei. Rücker will versuchen, die Bedeutung der Menschenrechte im Uno-System zu stärken. Er werde sich für eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Menschenrechtsarbeit engagieren, sagte er. „Die Menschenrechtsarbeit als eines der drei Standbeine der Uno ist eindeutig unterfinanziert.“ Der Rat müsse den Opfern von Kriegen, Krisen und Terror zur Seite stehen. Rücker erwähnte die Konflikte in Syrien, Irak oder in der Zentralafrikanischen Republik als Schauplätze schwerer Menschenrechtsverletzungen.

Bevor der promovierte Wirtschaftswissenschaftler in diesem Jahr deutscher Uno-Botschafter in Genf wurde, bekleidete er das Amt des Chefinspekteurs des Auswärtigen Amtes in Berlin. Vorher diente er unter anderem als Botschafter in Schweden und als Sondergesandter des Uno-Generalsekretärs und Leiter einer Uno-Mission im Kosovo. Der verheiratete Vater dreier Kinder war auch Oberbürgermeister in Sindelfingen (Baden-Württemberg).

Rücker löst Baudelaire Ndong Ella aus Gabun als Präsident des Menschenrechtsrats ab. Das Gremium überwacht die Menschenrechtslage in den Uno-Mitgliedsländern und gibt Empfehlungen für eine Verbesserung. In den vergangenen Jahren setzte der Rat mehrere Untersuchungskommissionen ein, etwa um gegen Gewalttäter in Syriens Bürgerkrieg zu ermitteln. Der Rat kann jedoch keine Sanktionen gegen Staaten verhängen, in denen die Menschenrechte verletzt werden.