Moskau. Russlands Präsident Wladimir Putin hat dem Westen vorgeworfen, sein Land und dessen Wirtschaft unter dem Deckmantel der Ukraine-Krise vernichten zu wollen. Nach dem Vorbild Jugoslawiens in den 90er-Jahren strebten die „Feinde von gestern“ Russlands Untergang und Zerschlagung an, weil es ihnen zu stark geworden sei, kritisierte Putin in einer mehr als einstündigen Rede zur Lage der Nation am Donnerstag in Moskau. Der Westen sei zur Zerstörung Russlands so entschlossen, dass die Ukraine-Krise nur als Vorwand für Sanktionen diene. Sie wären auch unter anderen Umständen verhängt worden. Im Kampf gegen die Wirtschaftskrise versprach Putin eine Amnestie für Russen, die ihr Kapital nach Hause holen. Das rohstoffreiche Russland steuert wegen Sanktionen, Kapitalflucht, Währungsverfall und sinkender Energiepreise auf eine Rezession zu.

Putin steht unter Druck. Der Rubel hat in diesem Jahr ein Drittel des Wertes eingebüßt, der Sturz des Ölpreises reißt ein Loch in den Staatshaushalt. Russische Banken haben Mühe, Devisen aufzutreiben, um ihre Dollar-Schulden zu begleichen. Ausländische Investoren halten sich zurück, weil die Entwicklung unklar ist. Experten gehen davon aus, dass sich der wirtschaftliche Schaden der Sanktionen für Russland auf 140 Milliarden Dollar summiert, wie Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier kürzlich erklärt hat.