Cleveland/Ferguson. Nach dem Tod eines Zwölfjährigen durch Polizeischüsse in den USA wirft ein Video aus einer Überwachungskamera neue Fragen auf. Demnach wurde der Junge, der eine Spielzeugpistole bei sich trug, am Sonnabend in Cleveland (Ohio) binnen Sekunden nach der Ankunft eines Streifenwagens aus nächster Nähe getötet. Nach Polizeiangaben hatte der Beamte, der die Schüsse abgab, die Waffe für echt gehalten. Der Junge sei aufgefordert worden, die Hände hochzunehmen, habe aber stattdessen zu seiner im Hosenbund steckenden Pistole gegriffen. Daraufhin habe der Polizist, ein 26-jähriger Weißer, geschossen.

Der Tod des jungen Afroamerikaners hat Kritiker in ihrem Vorwurf verbreiteter Polizeibrutalität bestärkt. Das am Mittwoch veröffentlichte Video, das keinen Ton hat, zeigt das Kind, wie es in einem verschneiten Freizeitpark mit seiner Softair-Pistole hantiert und dann in einen Pavillon geht. Wenig später rast ein Streifenwagen heran, die Beifahrertür wird aufgerissen, ein Beamter springt heraus und zielt auf den schwarzen Jungen. Der stirbt später im Krankenhaus an einem Bauchschuss. Der blitzschnelle Ablauf der Schüsse auf das Kind erwecke Zweifel an der Darstellung der Polizei und der Rechtmäßigkeit ihres Vorgehens, kommentierten Experten im US-Fernsehen.

Die landesweiten Proteste im Zusammenhang mit dem Tod des 18-jährigen Michael Brown in Ferguson (Missouri) flauten in der Nacht zu Donnerstag – einem Feiertag in den USA – merklich ab. Der schwarze Teenager war im August ebenfalls durch Polizeischüsse ums Leben gekommen. Nach Angaben von US-Medien kam es in Ferguson lediglich zu kleinen Zwischenfällen. Dort waren am Montag gewalttätige Unruhen ausgebrochen, nachdem Geschworene entschieden hatten, den Todesschützen Darren Wilson nicht anzuklagen. Der Polizist beruft sich auf Notwehr.