Seit 1987 herrschte Blaise Compaore. Jetzt hat sein Volk den Rücktritt erzwungen

Ouagadougou. In Afrika ist es eher die Ausnahme, dass ein Volk sich gegen seine Herrscher erhebt – so wie in Burkina Faso geschehen. Die Opposition spricht in Anlehnung an den Arabischen Frühling bereits hoffnungsvoll von einem Schwarzen Frühling. Denn abgesehen von kleineren Unruhen war es bisher die Regel, dass sich die resignierte schwarze Bevölkerung in die undemokratischen Zustände fügt. So ist auch zu erklären, warum in so vielen Ländern des Kontinents die Präsidenten seit Jahrzehnten relativ ungestört an der Macht kleben.

Blaise Compaore, der Staatschef des westafrikanischen Burkina Faso, ist ein Paradebeispiel: Ende der 1980er-Jahre putschte er sich an die Spitze des Landes und will seither nicht mehr weichen. Bereits im Jahr 2000 ließ er zu diesem Zweck die Verfassung ändern. Mit Blick auf die anstehenden Wahlen im kommenden Jahr sollte das Parlament ihm nun erneut den Weg zu einer weiteren Amtszeit ebnen.

Dabei ist es kein Geheimnis, dass Compaore in seiner dunklen Vergangenheit brutale Warlords wie den ehemaligen liberianischen Präsidenten Charles Taylor unterstützt hat. Auch ist bis heute ungeklärt, welche Rolle Compaore bei der Tötung seines Vorgängers Thomas Sankara gespielt hat, der während des Putsches 1987 auf mysteriöse Weise ums Leben kam.

Das Magazin „Africa Confidential“ kommentierte: „Compaore hat kaum noch Alternativen. Wenn er im Amt bleibt, dann werden die Massenproteste weitergehen. Wenn er abtritt, könnte er sein ganzes Geld verlieren und zudem vor Gericht gestellt werden.“ Veruntreuung von Staatsgeldern und illegale Bereicherung könnten zu den Anklagepunkten gehören. Als einzige Option bliebe ihm, ins Exil in ein freundlich gesinntes Nachbarland zu gehen.

Jetzt machte die Bevölkerung von Burkina Faso ihrem ungeliebten Langzeitpräsidenten überraschend einen Strich durch die Rechnung. Vermutlich hatten sich Ärger und Verzweiflung zu lange aufgestaut, und die Aussicht, Compaore womöglich weitere fünf Jahre als Präsident ertragen zu müssen, brachte das Fass zum Überlaufen. Tagelang zogen Tausende Bürger durch die Straßen von Ouagadougou und setzten mehrere Regierungsgebäude in Brand. Von den 17 Millionen Einwohnern lebt die Hälfte unter der absoluten Armutsschwelle, wohl auch, weil die ehemalige französische Kolonie fast ausschließlich auf die Landwirtschaft angewiesen ist. Jugendarbeitslosigkeit und Analphabetismus sind weit verbreitet, und im „Human Development Index 2013“ rangiert das Binnenland auf Platz 181 von insgesamt 187. Von dem in so vielen Ländern des Kontinents hoch gepriesenen Wirtschaftswachstum, das auch in den Statistiken für Burkina Faso auftaucht, profitieren nur die wenigsten.

Bis zu den Wahlen im November 2015 wollte Compaore wenigstens noch im Amt bleiben und hat sogar angekündigt, von der geplanten Verfassungsänderung abzusehen. Zu spät und zu wenig für das aufgebrachte Volk. Nach Militärangaben ist Compaore am Freitag zurückgetreten.