Berlin. Wenige Tage vor Verkündung des Wahlergebnisses in Afghanistan hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Kabul die rasche Bildung einer Einheitsregierung angemahnt. In Gesprächen mit Abdullah Abdullah und Aschraf Ghani rief er beide Präsidentschaftsanwärter am Sonnabend auf, „schnell auf eine Einigung hinzuarbeiten“. Es verbleibe dafür nicht mehr viel Zeit. Steinmeier sprach in der Residenz des deutschen Botschafters getrennt mit Abdullah und Ghani. Auch bei einem Treffen mit dem scheidenden Präsidenten Hamid Karsai ging es um die Präsidentschaftswahl.

Anschließend berichtete Steinmeier laut Delegationskreisen, es gebe „noch Hürden auf dem Weg zu einer Einigung“. Diese seien zwar nicht „unüberwindlich“, erforderten aber noch Kompromissbereitschaft „auf beiden Seiten“. Er machte deutlich, dass sowohl für die weitere deutsche Wiederaufbauhilfe als auch für die geplante Nato-Mission zur Ausbildung und Beratung der afghanischen Streitkräfte nach Ende des internationalen Kampfeinsatzes ein Präsident ins Amt müsse: „Wir können das nur tun, wenn das Land selbst verlässliche und stabile Strukturen schafft.“

Noch am Abend flog Steinmeier weiter nach Neu-Delhi, wo unter anderem Gespräche mit dem indischen Premierminister Narendra Modi und Außenminister Sushma Swaraj auf dem Programm standen.