Zahl der Neugeburten laut Unicef höher als bisher angenommen

Kapstadt. Für die Entscheidungsträger Afrikas ist es höchste Zeit zum Handeln. Das geht aus den Zahlen hervor, die Enrique Delamónica vom Kinderhilfswerk Unicef am Dienstag in Johannesburg vorstellte. Bis zum Jahr 2050 werden zwei Milliarden Babys in Afrika geboren werden, heißt es in dem Unicef-Bericht „Generation 2030/Africa Report“. Im gleichen Zeitraum wird sich die Zahl der Afrikaner auf zwei Milliarden verdoppeln – die Hälfte davon wird unter 18 Jahren alt sein. Wurden im Jahr 1950 nur zehn Prozent aller Kinder in Afrika geboren, werden es im Jahr 2040 rund 40 Prozent sein. Leben derzeit noch 16 Prozent der Weltbevölkerung in Afrika, werden es in 35 Jahren 25 Prozent sein – und am Ende des Jahrhunderts gar 40 Prozent.

Die derzeitigen Investitionen in die Jugend Afrikas reichen längst nicht aus. David Anthony, einer der Autoren des Berichts, warnt diplomatisch: „Die Zahl von zwei Milliarden neuen Babys kann ein Segen sein, zumal Afrika in vielen Gegenden schwach besiedelt ist“, sagt er, „doch wenn die Investition in Afrikas Kinder nicht vorrangig behandelt wird, kann der Kontinent nicht voll von der demografischen Veränderung profitieren.“ Eine junge Bevölkerung wirke sich für Länder nur positiv aus, wenn sie die Perspektive auf nachhaltige Arbeitsplätze habe. Heute sind nach Uno-Angaben 60 Prozent der 15- bis 24-Jährigen in Afrika arbeitslos. Ein Drittel der Kinder lebt in Krisenregionen. Auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter kommen 73 Kinder im Alter von weniger als 15 Jahren.

Delamónica sagt, die Annahme, das zuletzt beachtliche Wirtschaftswachstum in Afrika sorge für ausreichend Beschäftigung, sei falsch: „In Nigeria haben wir zuletzt jährlich sieben bis neun Prozent Wirtschaftswachstum erlebt, aber das resultiert fast ausschließlich aus der Ölwirtschaft, und dort entstehen kaum Arbeitsplätze.“ 70 Prozent der Bevölkerung arbeiteten in der Landwirtschaft. Dabei bekommt eine Frau in Afrika mit 4,7 Kindern im Schnitt zwei Kinder weniger als noch 1970. Das Bevölkerungswachstum hält aber wegen der deutlich erhöhten Lebenserwartung an. Mit 38 Säuglingen pro 1000 Lebendgeborene sterben nach Angaben der Stiftung Weltbevölkerung nicht einmal halb so viele Kinder wie 1970. Im weltweiten Durchschnitt bekommt eine Frau 2,5 Kinder.