Kiew/Berlin. Trotz eines Angebots der Rebellen zu einem Waffenstillstand haben die ukrainischen Streitkräfte ihre Angriffe auf die östliche Rebellenhochburg Donezk am Sonntag intensiviert. Durch den Artilleriebeschuss wurde nach Angaben der Stadtverwaltung auch ein Krankenhaus teilweise zerstört. Kiew, Berlin und Washington warnten Moskau davor, unter dem Vorwand einer humanitären Mission in die Ukraine einzumarschieren.

Der neue „Regierungschef“ der selbst proklamierten Volksrepublik Donezk, Alexander Sacharschenko, hatte zuvor eine Feuerpause angeboten, sollte die Armee ihre Offensive stoppen. „Wir sind zu einem Waffenstillstand bereit, um die zunehmende humanitäre Katastrophe abzuwenden“, erklärte er auf der Rebellen-Webseite. Sollte die Armee aber einmarschieren, werde „ein Kampf um jede Straße, jedes Haus und jeden Meter unseres Lands geführt“ und Donezk zu einem neuen „Stalingrad“.

Anstelle einer Feuerpause wurde die einstige Millionenstadt unter Dauerfeuer genommen. Die Streitkräfte teilten mit, sie hätten ihre Offensive fortgesetzt, um die prorussischen Separatisten in die Enge zu treiben. Die Angriffe seien auf Stützpunkte der Aufständischen gerichtet gewesen, diese hätten „schwere Verluste“ erlitten. Auch drei Soldaten seien in den letzten 24 Stunden getötet worden.

Angaben der ukrainischen Regierung, an der Grenze zu Russland sei eine als Hilfskonvoi getarnte russische Militärkolonne gestoppt worden, hatten am Sonnabend für internationale Beunruhigung gesorgt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und US-Präsident Barack Obama kamen nach Angaben des Weißen Hauses in einem Telefonat überein, dass eine russische Intervention ohne formelle Zustimmung Kiews „nicht hinnehmbar“ wäre und „zusätzliche Konsequenzen“ nach sich ziehen würde. Ein Hilfskonvoi könne nur „unter der Ägide des Roten Kreuzes und mit Zustimmung der ukrainischen Regierung stattfinden“, sagte eine Regierungssprecherin in Berlin.

In Kiew wurden unterdessen – knapp sechs Monate nach dem Sturz des damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch – die letzten Protestlager auf dem Unabhängigkeitsplatz geräumt. Hunderte Bürger beteiligten sich an den Aufräumarbeiten, unter ihnen der neue Bürgermeister Vitali Klitschko.