Paris. Kurz bevor er sich in die Sommerferien verabschiedete, hat François Hollande noch einmal eine Wunschliste nach Berlin abgeschickt. Er gab dem Deutschland-Korrespondenten der Zeitung „Le Monde“ ein langes Interview. Die Adressatin der präsidialen Botschaft war damit einigermaßen klar bezeichnet: Sie heißt Angela Merkel und sitzt in Berlin.

Hollande – der beiläufig einräumt, dass seine zaghaften Reformversuche bislang keine vorzeigbaren Ergebnisse hervorgebracht haben – sendet einen ziemlich unmissverständlichen Hilferuf ab. Deutschland müsse helfen, die Deflationsgefahr zu mindern, und zwar indem es einen weicheren Euro zulasse. Die Bundesbank, glaubt Hollande, sei sich des Problems bereits bewusst, das zeige „ihr Wunsch nach einer Anhebung der Gehälter in Deutschland um drei Prozent“. Darüber hinaus wünscht sich der französische Präsident, dem es bislang nicht gelungen ist, die französischen Staatsausgaben spürbar zu reduzieren, die Europäische Zentralbank möge die Notenpresse noch heftiger ankurbeln: „Was die EZB betrifft, sie muss alle Maßnahmen ergreifen, um Liquidität in die Wirtschaft zu injizieren. Ich weiß, dass sie darüber nachdenkt“, behauptet Hollande.

Spätestens im kommenden Herbst dürfte Frankreich von der Europäischen Kommission daran erinnert werden, dass es wieder einmal seine Defizitziele nicht erreicht hat. Anstatt die eigenen Reformanstrengungen zu erhöhen, erhofft sich Hollande nun allerdings Impulse für die französische Wirtschaft durch verstärkte deutsche Investitionen. Geringfügig verdichtet lautet Hollandes Argumentation ungefähr so: „Bei uns läuft es gerade nicht. Ihr müsst mehr machen.“

Ein außenpolitisch aktiveres Deutschland sehnt Hollande auch herbei: „Frankreich hat jeden Grund, sich ein Deutschland zu wünschen, das auf der weltpolitischen Bühne präsenter ist. Es ist nicht unsere Bestimmung, allein zu handeln. Ich bin dafür, politische militärische und finanzpolitische Verantwortung zu teilen“, sagt Hollande.