50 Regierungschefs im Weißen Haus. Es geht um Terror, Wirtschaft und um Chinas Einfluss

Washington. „Ich sehe die Länder und Völker Afrikas nicht als Welt für sich; ich sehe Afrika als fundamentalen Teil unser vernetzten Welt“, versicherte Gastgeber Barack Obama schon vor dem erstmals veranstalteten US-Afrika-Gipfel. 50 Staats- und Regierungschefs sind nach Washington gekommen. Der Schwarze Kontinent, der gern pauschalisierend wahrgenommen wird als Synonym für Armut und korrupte Despoten, soll durch das Treffen höher rücken auf der Agenda der Politik und Wirtschaft der USA.

Das ist nicht nur wegen der tagesaktuellen Konkurrenz durch die Ereignisse in Nahost, im Irak und in der Ukraine ein schwieriges Unterfangen. Über dem Gipfel lastet ein Schatten namens Ebola. Drei Präsidenten sagten kurzfristig wegen des Ausbruchs der Viruserkrankung ab, an der seit Februar über 700 Menschen starben. Mit Ernest Bai Koroma aus Sierra Leone stornierte auch der Staatschef der aktuell am schnellsten wachsenden Volkswirtschaft der Welt seine Teilnahme.

Ein zentrales Thema der Mammutkonferenz wird der Terrorismus sein. Boko Haram in Nigeria und Al Shabaab in Somalia könnten die globale Stabilität gefährden wie einst al-Qaida in Afghanistan. Afrikanische Länder hoffen auf Unterstützung durch den Westen, wie sie Paris dem von einem islamistischen Aufstand bedrohten Mali gewährt. Doch die Weltsupermacht USA ist interventionsmüde geworden. Obama versprach seinen Wählern, Truppen von alten Kriegsschauplätzen abzuziehen, anstatt neue hinzuzufügen.

Menschenrechte und die Verbesserung der Bildung stehen ebenfalls auf der Tagesordnung. Länder wie Simbabwe und Südsudan, in denen es an humanitären Grundstandards fehlt, wurden nicht eingeladen. Im Fokus allerdings stehen die Wirtschaftsbeziehungen. Kritiker ätzen, in Wirklichkeit handele es sich nicht um einen US-Afrika-Gipfel, sondern um eine Anti-China-Maßnahme Washingtons, weil Pekings Interesse an dem Kontinent rasant zugenommen hat. Dieses Motiv wird im Weißen Haus dementiert. Ben Rhodes, Obamas Sicherheitsberater für strategische Kommunikation, versicherte im Briefing für Journalisten, dass die USA es begrüßten, wenn auch andere Staaten in Afrika investierten, „und offen gesagt, China kann eine konstruktive Rolle spielen in Feldern wie der Entwicklung der afrikanischen Infrastruktur“. Doch die USA glaubten, so Rhodes, „dass wir mit etwas Besonderem aufwarten können: Wir sind weniger fokussiert auf die Ressourcen Afrikas als auf die Vertiefung unserer Handels- und Investitionsbeziehungen“.

Soll heißen: Die Chinesen kaufen Afrikas Bodenschätze auf, während die USA ökonomische Partnerschaft anstreben. Aber das Drehbuch des bis Mittwoch laufenden Gipfels bietet Obama wenig Gelegenheit, diese Botschaft überzeugend zu vermitteln. Dem Vernehmen nach werden am Rande der Veranstaltung keine voluminösen Vertragsabschlüsse verkündet. Obama galt nach seiner Wahl wegen seines kenianischen Vaters dem Schwarzen Kontinent als „Sohn Afrikas“. Doch er bereiste den Kontinent nur zweimal und blieb gewissermaßen jenseits von Afrika. Die voriges Jahr gestartete Initiative Power Africa, mit der die USA die Elektrizitätsversorgung für die Menschen in der Subsahara verdoppeln wollen, änderte bislang nichts daran, dass ein weißer US-Präsident wegen seines Engagements gegen Aids und Malaria in Afrika ungleich populärer ist als der schwarze Amtsinhaber: George W. Bush.