Berlin. Strahlende Gesichter, jubelnde Massen, feiernde Fans – so erlebten die Deutschen die Siegesserie der Nationalelf bei Public Viewings mit. Friedlich wirkte das, doch ganz so harmonisch ging es nicht zu. Eine geheime Polizeistatistik, die dem Abendblatt vorliegt, zeigt: In den vier WM-Wochen wurden am Rande von Fußballfeiern fast 3000 Straftaten begangen.

Auf 2888 registrierte Straftaten kommt der Bericht der „Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze“, die zentral Daten über Gewalt im Fußball sammelt. Am häufigsten kam es zu Körperverletzungen: Sie führen mit 385 Straftaten die Statistik an. Das zweithäufigste Delikt waren Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz (213). In 70 Fällen gab es Widerstand gegen die Staatsgewalt, wozu die Verweigerung gegenüber einer polizeilichen Anweisung und tätliche Angriffe auf Polizeibeamte gehören. 33-mal kam es zu einem Verstoß gegen Paragraf 86a des Strafgesetzbuches („Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“). So wurde bei einer Feier nach dem Finale auf der Leopoldstraße in München von Teilnehmern der „Hitler-Gruß“ gezeigt. In Frankfurt/Oder schlugen in derselben Nacht randalierende Jugendliche Scheiben ein und riefen „Sieg Heil“. In vier Fällen kam es zu Anzeigen wegen Landfriedensbruch. 2183 Straftaten lassen sich laut Statistik nicht in die aufgelisteten Deliktbereiche einordnen. Dazu dürften unter anderem Raub und Verstöße gegen das Waffengesetz zählen.

Insgesamt gab es bundesweit bei den WM-Feiern 730 Verletzte. Darunter waren 106 Polizeibeamte, 252 Störer, aber auch 348 Unbeteiligte sowie 24 Ordner, die bei den Veranstaltungen für Sicherheit sorgen sollten. Das mag angesichts der rund 7,3 Millionen Teilnehmer von Public-Viewing-Veranstaltungen, die die Polizei bei ihren Einsätzen zählte, wenig erscheinen. Doch in der gesamten Bundesliga-Saison 2012/2013 gab es nur 998 Verletzte. Bei der WM ging es in Deutschland also deutlich brutaler zu als im deutschen Fußball-Alltag.

Je näher das deutsche Team dem Titel kam, desto mehr passierte bei den Feiern. Allein bei Feiern zum WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien am 13. Juli gab es 326 Verletzte, zumeist Unbeteiligte (156). Das waren viermal so viel wie beim Viertelfinal-Sieg gegen Frankreich. Am Finaltag war die Polizei laut Statistik mit 17.444 Beamten bei bundesweit 1291 Feiern im Einsatz. Die meisten Taten registrierte die Polizei an diesem Tag bei bayerischen Fußballfans (274 Delikte), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (228) und Baden-Württemberg (220).