Nach Ausschreitungen bei einem Testspiel in Österreich ermittelt jetzt der Verfassungsschutz

Wien. Die angespannte Lage im Nahen Osten weitet sich offenbar auch auf den Fußball aus. Ein Freundschaftsspiel zwischen dem israelischen Spitzenclub Maccabi Haifa und dem ehemaligen französischen Meister OSC Lille, das am Mittwochabend im österreichischen Bischofshofen ausgetragen wurde, fand zunächst wenig Beachtung. Als sich der anfangs starke Regen jedoch legte, versammelten sich immer mehr Zuschauer um das Spielfeld. Die Szenen, die nun auch international für Aufsehen sorgen, trugen sich erst kurz vor dem Schlusspfiff zu.

In der 95. Spielminute stürmte eine Gruppe von etwa 20 Männern das Spielfeld. Das bestätigte ein Sprecher der Landespolizeidirektion Salzburg am Donnerstag. Bei den Männern habe es sich um größtenteils türkischstämmige Österreicher aus der Gegend um Bischofshofen gehandelt. Sie hätten neben türkischen und palästinensischen Flaggen auch Transparente und Plakate mitgeführt, auf denen Parolen wie „Free Palestine“ und „Fuck Israel“ zu lesen waren. Die Aktion habe „in gewisser Weise organisiert“ gewirkt. Ob jedoch eine konkrete Organisation dahinterstecke, lasse sich noch nicht sagen. Das Landesamt für Verfassungsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Nach Angaben des Fußballclubs Maccabi Haifa wurden zwei Spieler – Idan Vered und Dekel Kainan – tätlich angegriffen und das Team mit Gegenständen beworfen. Verletzt wurde niemand. Verhaftet wurde ebenfalls niemand, die Angreifer werden nun aber alle als Beschuldigte vernommen. Dabei geht es um die Tatbestände Ordnungsstörung und versuchte Körperverletzung, ob noch weitere dazukommen, soll der Verfassungsschutz klären.

Die Polizei dürfte von den Ausschreitungen überrascht worden sein. Es seien zwar Beamte vor Ort gewesen, sagte ihr Sprecher, sie hätten aber Verstärkung anfordern müssen. Laut Christian Winkler vom Sportklub Bischofshofen sei es schwierig gewesen, die Spieler von den Randalierern zu trennen, weil die angegriffenen Spieler „auch aggressiv reagiert“ hätten, anstatt sich in die Kabinen zurückzuziehen.

Der Vorfall hat auch die Politik aufgeschreckt. Bundeskanzler Werner Faymann verurteilte die Angriffe scharf: „Gäste, die sich in Österreich aufhalten, haben das Recht, das in Sicherheit zu tun, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrer religiösen Zugehörigkeit“, sagte der Sozialdemokrat.

Das nächste Testspiel von Maccabi Haifa findet am Sonnabend gegen den SC Paderborn im österreichischen Kirchbichl bei Wörgl deshalb unter besonderen Schutzmaßnahmen statt. Es wird „eine personalisierte Einlasskontrolle“ geben, teilte der Club am Donnerstag mit. Alle Paderborner Fans, die zum Spiel kommen wollen, werden gebeten, ihren Personalausweis oder Reisepass mitzubringen.