Washington. Als eine Delegation von Außenpolitikern aus dem Bundestag in dieser Woche in Washington die Spionageaffäre ansprach, attestierte sie ihren Gesprächspartnern anschließend „mangelndes Problembewusstsein“. Inzwischen aber scheint sich zumindest im US-Kongress langsam die Erkenntnis durchzusetzen, dass der Partner Deutschland auf der anderen Seite ernsthaft verstimmt ist.

Die US-Zeitungen registrierten sehr wohl die nächste Eskalationsstufe, die der Spionagestreit mit der unfreundlichen Bitte zur sofortigen Ausreise erreichte. „Berlin weist obersten CIA-Vertreter aus“, titelte die „Washington Post“ am Freitag und schrieb von einem „seltenen Schritt eines engen Verbündeten“. Auch die „New York Times“ behandelte die transatlantischen Verstimmungen auf der Titelseite und warnte vor Schäden für die „entscheidenden Beziehungen“ mit der Bundesrepublik.

Doch die deutschen Befindlichkeiten über die Bespitzelung sind keinesfalls ein Topthema, sie beschäftigen vor allem Europakenner und Liebhaber von außenpolitischen Raffinessen. Am Rande einer Sitzung des Geheimdienstausschusses im Kongress war jenes Problembewusstsein aber durchaus zu spüren. „Ich bin zutiefst besorgt“, sagte die Ausschussvorsitzende Dianne Feinstein, die zu Obamas Demokraten gehört. Kongressmitglieder beider Parteien forderten den Präsidenten zum Handeln auf. „Die Situation fängt an, außer Kontrolle zu geraten“, sagte der republikanische Senator Jim Risch. „Die Regierungen beider Länder müssen sich an einen Tisch setzen und versuchen, das zu lösen.“

Der demokratische Senator Tim Kaine, Mitglied im Ausschuss für Auswärtige Beziehungen, sieht Obama ebenfalls in der Pflicht. „Ich denke definitiv, dass der Präsident bei diesem Thema den direkten Kontakt mit Angela Merkel haben sollte“, sagte er. Der Vorsitzende des Außenausschusses und demokratische Senator Robert Menendez, ließ Verständnis für den Unmut der Deutschen anklingen. „Das ist ein großes Ärgernis in unserer Beziehung.“