US-Außenminister vermittelt im Streit um den Siegbei der Präsidentenwahl

Kabul. Im Streit um den Ausgang der Präsidentschaftswahl in Afghanistan hat US-Außenminister John Kerry zwischen den Kontrahenten vermittelt. Die vorläufigen Ergebnisse seien „weder bindend noch endgültig und niemand sollte zu diesem Zeitpunkt einen Sieg verkünden“, sagte Kerry am Freitag bei einem Besuch in Kabul. Er traf dort die Kontrahenten der Stichwahl, Aschraf Ghani und Abdullah Abdullah.

Die Auseinandersetzung um die Nachfolge von Amtsinhaber Hamid Karsai kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Der künftige Staatschef soll das Land durch die voraussichtlich schwierigen Jahre nach dem Abzug der ausländischen Kampftruppen führen. Die Nato-geführten Isaf-Kräfte wollen ihren Abzug noch im laufenden Jahres abschließen. Die Konfrontation zwischen Ghani, der nach vorläufigen Ergebnissen die Wahl gewann, und Abdullah, der dies unter Verweis auf Betrugsvorwürfe nicht anerkennt, könnte leicht in Gewalt eskalieren.

Kerry appellierte an die Rivalen: „Die Legitimität der Wahl steht auf dem Spiel.“ Ghani kam Kerry nach einer Unterredung entgegen: Er wolle, dass der Wahlprozess von den Afghanen und der Welt als integer und legitim betrachtet werde, sagte er. „Deshalb befürworten wir eine möglichst umfassende und gründliche Überprüfung, um das Vertrauen wiederherzustellen.“ Zudem stellte Ghani im Falle seines Wahlsieges eine Regierung in Aussicht, „die alle Afghanen repräsentiert“.

Auch Abdullah schlug nach seinem Treffen mit Kerry versöhnliche Töne an: Er bedankte sich beim Außenminister für die „Opfer“, die von den USA an der Seite der Afghanen erbracht worden seien. Doch „die Zukunft des Erreichten hängt ab vom Erfolg des demokratischen Prozesses“, sagte Abdullah, der schon einmal in einer Stichwahl um die Präsidentschaft unterlegen war.

Seinem Rivalen Ghani und der Wahlkommission hatte Abdullah nach der Wahl Fälschungen von „industriellem Ausmaß“ vorgeworfen und den Sieg für sich reklamiert. In der ersten Wahlrunde, in der es noch andere Kandidaten gab, hatte Abdullah mit großem Vorsprung vorne gelegen. Laut dem vorläufigen Ergebnis liegt er nun mit 43,5 Prozent der Stimmen hinter Ghani zurück, der 56,4 Prozent erzielte. Eine Beschwerdekommission soll nun sämtliche Einwände gegen das vorläufige Ergebnis untersuchen, das offizielle Resultat soll dann am 24. Juli bekannt gegeben werden.

Unterdessen sind bei einem Bombenanschlag und stundenlangen Gefechten in der zentralafghanischen Provinz Ghor sieben Polizisten und acht Taliban-Kämpfer getötet worden. Am Freitag fuhr laut Behördenangaben zunächst ein Polizeifahrzeug in eine Sprengfalle, dann hätten Aufständische die Polizei angegriffen.