Moskau. Nach der überraschenden Verhandlungsbereitschaft der Separatisten in der Ostukraine hat Russland am Dienstag ein deutliches Friedenssignal an Kiew gesandt. Staatspräsident Wladimir Putin forderte das Parlament auf, die ihm erteilte Vollmacht für ein militärisches Eingreifen im Nachbarland wieder aufzuheben. Ziel sei, „die Lage zu normalisieren“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Der Anführer der Separatisten in der „Volksrepublik Donezk“ hatte am Montag der Waffenruhe bis Freitag zugestimmt. In der Nähe der Rebellenhochburg Slowjansk jedoch schossen offenbar prorussische Separatisten am Dienstagnachmittag jedoch einen ukrainischen Armeehubschrauber ab. Alle neun Soldaten an Bord seien dabei getötet worden, sagte ein Militärsprecher. In der Nacht zuvor seien in der Nähe von Slowjansk ebenfalls Soldaten weiter angegriffen worden.

Das russische Parlament hatte Putin Anfang März zu einer Militärintervention in der Ukraine ermächtigt. Offizielle Begründung war die Sorge um die Sicherheit russischer Staatsbürger. In Kiew und im Westen nährte die Ermächtigung die Sorge, Russland könne sich nach der Krim weitere ukrainische Gebiete einverleiben. Der Senat in Moskau werde die Vollmacht nun „ab Mittwoch“ wieder zurücknehmen, sagte ein Sprecher. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko begrüßte Putins Ankündigung.

Bei den Kämpfen im Osten und Südosten der Ukraine wurden seit April mindestens 375 Menschen getötet. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verhandelte am Dienstag in Kiew über Wege zu einer friedlichen Lösung. Die Staats- und Regierungschefs der EU wollen auf ihrem Gipfel in Brüssel auch die Lage in der Ukraine beraten. Zuvor gab es Hinweise, es könnten neue Sanktionen gegen Russland verhängt werden.