Terrorgruppe Boko Haram tötete seit Mitte April mehr als 1000 Menschen

Kapstadt. Die Krieger von Boko Haram haben Angst und Schrecken zu ihrem Geschäft gemacht. Sie suchen sich „weiche Ziele“, ungeschützte Dörfer, Schulen, Kirchen. Im Nordosten Nigerias haben sie erneut 60 Frauen und Mädchen sowie 31 Jungen verschleppt. Dies berichtete eine Bürgerwehr, die sich den islamischen Extremisten widersetzt. Ein Behördensprecher wollte lediglich die Entführung von 60 Mädchen und Frauen bestätigen. Darunter sollen sich auch Babys befinden.

Sicherheitskräfte bestritten die Berichte. Diese stehen allerdings unter starkem politischem Druck, seit die Boko Haram am 15. April fast 300 Schulmädchen in ihre Gewalt gebracht hatte. Die meisten von ihnen sind immer noch nicht frei. Etwa die Hälfte der 170 Millionen Nigerianer sind Christen. Der Nordosten ist jedoch überwiegend muslimisch. Boko Haram will dort einen islamischen Gottesstaat errichten.

Der Terror der Gruppe sorgt fast täglich für Leid in Nigeria. Bei einer Bombenexplosion in der Stadt Kano starben mindestens acht Menschen. Der Polizeichef des Staates Kano gab bekannt, dass ein Verdächtiger festgenommen werden konnte. Kano ist die zweitgrößte nigerianische Stadt. Es war der dritte Bombenanschlag in den vergangenen vier Monaten in dem Ort. Boko Haram übernahm zunächst nicht die Verantwortung für den Anschlag, doch sprechen Art und Brutalität des Terroraktes für die Urheberschaft der Extremisten. Doch vor allem das Schicksal der entführten Schulmädchen von Chibok wird weiter weltweit verfolgt. Beim WM-Spiel zwischen Nigeria und Bosnien trugen die nigerianischen Journalisten T-Shirts mit dem Slogan: „World unites against Boko Haram!“ (Die Welt vereint sich gegen Boko Haram).

Bei Angriffen durch Nigerias Luftwaffe sollen Terroristen getötet worden sein

Mehr als 1000 Menschen sind im Nordosten des Landes seit der Entführung der Mädchen vor fast zweieinhalb Monaten von der Terrororganisation getötet worden. Während der vergangenen Tage wurde die Liste der Opfer um weitere 40 Namen länger. Die Terroristen schlugen häufig in Dörfern nahe der Stadt Chibok zu. Die nigerianische Luftwaffe reagierte mit Angriffen auf die Attentäter. Von Augenzeugen und aus Armeekreisen verlautete, dabei seien mehr als 70 mutmaßliche Terroristen getötet worden.

Es herrscht nach wie vor Verwirrung, wie viele Mädchen sich tatsächlich in den Händen der radikal-islamischen Vereinigung befinden. Nigerias Regierung veröffentlichte nun erstmals seit Wochen Zahlen: Demnach werden weiter 219 Mädchen vermisst, von den ursprünglich 276 entführten Jugendlichen haben lediglich 57 fliehen können. Weltweit wird die nigerianische Regierung für ihren halbherzigen Kampf gegen Boko Haram und die schleppende Suche nach den Mädchen kritisiert. Einen Austausch der Entführten gegen einige der rund 2000 inhaftierten Terroristen lehnt der Präsident ab. Immerhin gelang dem Militär jüngst ein Schlag gegen die Terroristen. Eine Patrouille tötete den Boko-Haram-Führer Husaini.