Warschau. Nach brisanten Enthüllungen zu einer Regierungsaffäre in Polen hat Ministerpräsident Donald Tusk vorgezogene Neuwahlen nicht ausgeschlossen. „Wenn diese Affäre in den kommenden Wochen nicht aufgelöst werden kann und die Vertrauenskrise tatsächlich so tief ist, sind vorgezogene Neuwahlen vielleicht die einzige Lösung“, sagte Tusk am Donnerstag.

Der Regierungschef bedauerte die Vorfälle bei der Durchsuchung des Nachrichtenmagazins „Wprost“ am Mittwochabend, das am Wochenende die Affäre um Innenminister Bartlomiej Sienkiewicz und Zentralbankchef Marek Belka öffentlich gemacht hatte. Der Ministerpräsident rief zugleich jedoch die Medien auf, der Justiz bei der Identifizierung „der Kriminellen“ zu helfen, die für den illegalen Gesprächsmitschnitt in dem Restaurant verantwortlich gewesen seien.

In dem Mitschnitt sind angeblich Sienkiewicz und Belka bei einem Gespräch in einem Warschauer Restaurant im vergangenen Juli zu hören, bei dem der Notenbankchef als Bedingung für seine Unterstützung der Regierung die Entlassung des damaligen Finanzministers Jacek Rostowski forderte. Rostowski wurde Ende November nach sechs Jahren im Amt dann tatsächlich entlassen. Als Nachfolger wurde der dem Notenbankchef genehme Ökonom Mateusz Szczurek eingesetzt. Laut dem Magazin „Wprost“ versuchte Sienkiewicz in dem Gespräch seinerseits, den Notenbankchef dazu zu bringen, die Haushaltspolitik der Mitte-rechts-Regierung zu unterstützen.