Papst Franziskus beendet in Jerusalem seinen Besuch im Heiligen Land

Jerusalem. Eine klare Botschaft für Frieden und Menschenrechte hinterlässt Papst Franziskus mit seinem Besuch im Heiligen Land. Denn im Protokoll nicht vorgesehen war die spontane Einladung des Papstes an die beiden Präsidenten, den Israeli Schimon Peres und den Palästinenser Mahmud Abbas, zum gemeinsamen Gebet nach Rom. Beide sagten ihm umgehend zu. Polizei und Grenzschutz sperrten die Orte, die Franziskus besuchte, weiträumig ab. Die sonst so belebte Altstadt Jerusalems war wie leer gefegt. Statt jubelnder Zivilisten auf den Dächern hielten dort Scharfschützen Ausschau nach eventuellen Extremisten. In der Luft kreisten pausenlos Polizei-Hubschrauber.

Angesichts der verfahrenen Situation im israelisch-palästinensischen Friedensdialog bleibt indes fraglich, inwieweit das päpstliche Gebet an der Trennmauer zu den Palästinensergebieten und die Initiative für das Treffen der Präsidenten im Vatikan neue Bewegung in die Gespräche bringen können. Sehr viel mehr als seinen guten Willen demonstrieren und beiden Konfliktparteien seine Botschaft mitteilen könne auch ein Papst nicht leisten, meinen Beobachter. Abzusehen war, dass umgekehrt die religiösen und politischen Repräsentanten die Gelegenheit wahrnehmen würden, um ihre Positionen zu Gehör zu bringen. Nach ihrer Zusammenkunft pflanzten Peres und der Papst im Garten des Präsidenten einen Olivenbaum als Symbol des Friedens. „Frieden wird es bis zum Ende der Besatzung in diesem Land nicht geben“, sagte der Großmufti von Jerusalem, Muhammed Hussein, und forderte „Freiheit und volle Rechte“ für die Menschen in der Region. Hussein appellierte an den Gast aus Rom, eine aktive Rolle zu übernehmen, „um die andauernde Aggression gegen unser Volk, unser Land und unsere heiligen Stätten“ zu beenden.

Für die Israelis kam vor allem dem Besuch von Franziskus in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem größte Bedeutung zu. Seine Geste, einer Holocaust-Überlebenden die Hand zu küssen, wurde ebenso aufmerksam wahrgenommen wie das Fehlen einer expliziten Entschuldigung für die Rolle der Kirche während des Naziregimes. Der Besuch vermochte erwartungsgemäß manche Probleme zwischen dem Vatikan und Israel nicht zu lösen. Dazu gehören etwa die Nutzung des Abendmahlssaals auf dem Zionsberg, die Freigabe von Dokumenten zur NS-Verfolgung aus dem Geheimarchiv des Vatikan oder klare Steuerregelungen für kirchliche Einrichtungen in Israel.

Für den Vatikan hatte indes das Treffen von Franziskus mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomäus I. einen besonderen Stellenwert. Beide Kirchenoberhäupter knüpften damit an die historische Begegnung von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras vor 50 Jahren an.