Abgesetzte Regierungschefin festgenommen. Armee will Wahlen erst nach Reformen

Bangkok. Das thailändische Militär will nach dem Putsch gegen die Regierung die Fäden der Macht offenbar für längere Zeit in der Hand behalten. Vor neuen Wahlen müsse es wirtschaftliche, soziale und politische Reformen geben, sagte Armeechef Prayuth Chan Ocha, der sich selbst zum neuen Machthaber ernannt hat. Zugleich verhängte die Armee am Freitag gegen 155 Politiker und Aktivisten ein Ausreiseverbot.

Ex-Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra, die vor zwei Wochen vom Verfassungsgericht abgesetzt worden war, wurde zum Gespräch auf einer Militärbasis einbestellt und danach festgenommen. Auch 22 Yingluck-Vertraute wurden zum Rapport zitiert und danach festgesetzt.

Die Militärmachthaber hatten direkt nach dem Putsch die Verfassung außer Kraft gesetzt, eine nächtliche Ausgangssperre verhängt und Versammlungen verboten. Radio- und TV-Sender senden nur noch Berichte des Militärs. Schulen und Universitäten blieben am Freitag geschlossen. In der Hauptstadt Bangkok lief das Leben dennoch weitgehend normal, auch in den Urlaubsregionen blieb es ruhig.

Die Protestcamps von Regierungstreuen und Regierungsgegnern waren schon am Vortag ohne Zwischenfälle aufgelöst worden. Die Anführer beider Seiten – Jatuporn Prompan und Suthep Thaugsuban befanden sich aber offenbar weiter in Haft. Die Armee hatte den Putsch damit begründet, dass sie nach einer Zuspitzung des Machtkampfs zwischen Anhängern und Gegnern der Shinawatra-Familie und zunehmender Gewalt die Ordnung wiederherstellen müsse. „Wenn die Lage im Land wieder friedlich ist, sind wir bereit, die Macht zurück an die Menschen zu geben“, sagte Prayuth.