Noch ist unklar, wie viele Menschen bei schwerem Unfall starben

Seoul. Es kommt nicht oft vor, dass das kommunistische Regime in Nordkorea Fehler eingesteht und sich gleich dafür entschuldigt. Genauso ist es ungewöhnlich, dass die staatlich kontrollierten Medien des weithin abgeschotteten Staates über negative Vorkommnisse im Land berichten. Umso überraschter nahmen jetzt Beobachter in Südkorea wahr, wie Vertreter des Regimes im Nachbarland für den Einsturz eines Hochhauses in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang um Verzeihung baten. Die offizielle Zeitung „Rodong Sinmun“ zeigt Bilder von Beamten, die sich vor einer großen Menge von Bürgern vor Ort verbeugen.

Es sei seines Wissens überhaupt erst das zweite Mal, dass sich Pjöngjang für Fehler öffentlich entschuldige, sagt etwa der Nordkorea-Experte Park Hyeong Jung vom Korea-Institut für Nationale Vereinigung (KINU) in Seoul. Der erste Fall, an den er sich erinnere, war die Entschuldigung vom Februar 2010 für eine problematische Währungsreform. Einige verantwortliche Funktionäre seien daraufhin hingerichtet worden. Allerdings ist das ganze Ausmaß des Unglücks auch eine Woche danach noch immer unklar. Nordkoreas Medien hatten am Sonntag über den Unfall auf einer Baustelle im Stadtteil Phyongchon berichtet. Demnach hatte sich das Unglück bereits am vergangenen Dienstag ereignet. Es habe Opfer gegeben, hieß es, doch eine genaue Zahl wurde nicht genannt.

In Südkorea wurde spekuliert, dass es möglicherweise Hunderte von Toten und Verletzten gegeben habe. Grund dafür ist die Annahme, dass schon etliche Familien darin gewohnt haben dürften. Es sei nicht ungewöhnlich, dass in Nordkorea Menschen in ein unfertiges Haus einzögen, hieß es aus Regierungskreisen in Seoul. In dem Hochhaus mit 23 Etagen hätten vermutlich über 90 Familien gewohnt. So rechnen südkoreanische Zeitungen vor, dass eine Familie im Nachbarland durchschnittlich vier bis fünf Mitglieder habe. Das heißt, bis zu 400 Menschen könnten in dem Gebäude gewohnt haben.

Die südkoreanische Zeitung „JoongAng Ilbo“ schreibt, das Gebäude habe in einem Bezirk mit Wohnungen für die Elite Pjöngjangs gestanden. So könnte die Entschuldigung auch ein Versuch gewesen sein, jede Empörung innerhalb der Elite zu beschwichtigen und die Sorge Kim Jong-uns um die Bürger des Landes herauszustellen.