Moskau. Russland bekommt die wirtschaftlichen Folgen der Ukraine-Krise zu spüren. Angesichts ausgesprochener und drohender weiterer Sanktionen hat die Ratingagentur Standard & Poor’s am Freitag die Kreditwürdigkeit Moskaus gesenkt. Mit „BBB-“ rangieren russische Anleihen bei S&P nur noch eine Stufe über dem Schrottstatus. Die Abstufung ist die bislang wohl deutlichste wirtschaftliche Folge der russischen Politik im Ukraine-Konflikt. Die Ratings sind wichtig für die Wirtschaft, denn sie geben Auskunft darüber, wie teuer es für ein Land oder ein Unternehmen ist, sich Geld zu leihen.

S&P begründete die Herabstufung mit den massiven Geldabflüssen aus dem Schwellenland, das die ukrainische Halbinsel Krim eingegliedert und Truppen an der Grenze zum Nachbarland zusammengezogen hat. Laut Weltbank sind allein in den ersten drei Monaten des Jahres per saldo 63,7 Milliarden Dollar aus Russland abgeflossen. Diese Summe ist so hoch wie die gesamten Abflüsse des vorigen Jahres. Der russische Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew bezeichnete die Entscheidung der US-Agentur als „teilweise politisch motiviert“. Da Russland sich wenig Geld auf internationalen Märkten leiht, dürfte sich die Abstufung nur wenig auf seine öffentlichen Finanzierungskosten auswirken. Viele Investoren hätten sich aber wegen der Ukraine-Krise bereits aus Russland zurückgezogen, erklärte S&P. Es könnte deswegen noch mehr Kapital aus der russischen Wirtschaft abfließen. Im ersten Quartal ist das russische Wirtschaftswachstum um 0,8 Prozent zurückgegangen.

Die russische Zentralbank hob unterdessen den Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf 7,5 Prozent an. Die Inflation nahm in diesem Jahr zu. Die Zentralbank begründete die Zinserhöhung mit dem Ziel, die Inflationsrate auf einem Niveau unter sechs Prozent zu halten. Im März hatte der Zinssatz noch bei 5,5 Prozent gelegen.