Christen erinnern am Karfreitag in Rom und Jerusalem an die Leiden Jesu

Rom/Jerusalem. Tausende Pilger und Gläubige haben am Karfreitag in Rom an die Leiden Christi erinnert und sich auf die bevorstehenden Osterfeierlichkeiten eingestimmt. Höhepunkt des großen Programms war am Abend der traditionelle Kreuzweg am Kolosseum mit Papst Franziskus. Die Zeremonie begleitet in 14 Stationen das Leiden und Sterben Christi. „Jesus aus der Nähe zu folgen ist nicht leicht, denn die Straße, die er wählt, ist der Weg des Kreuzes“, schrieb der argentinische Pontifex im Kurznachrichtendienst Twitter.

Auch im Heiligen Land haben Gläubige am Karfreitag an das Leiden Jesu erinnert. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen nahmen zahlreiche Christen an der traditionellen Prozession auf der Via Dolorosa in Jerusalem teil. Dabei liefen sie die verschiedenen Stationen des Leidenswegs Jesu ab, viele von ihnen trugen große Holzkreuze. Einer der Teilnehmer war als Jesus Christus verkleidet. Er trug eine Dornenkrone, und seine Brust war mit Blut verschmiert. „Helft diesem Mann!“, rief eine Frau immer wieder. Er wurde von zwei Männern begleitet, die als römische Soldaten verkleidet waren. Sie trugen silberne Helme mit roten Federbüscheln und lange rote Umhänge.

In den engen Gassen der Altstadt kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen Teilnehmern der Prozession und israelischen Militärpolizisten, die viele Durchgänge abgesperrt hatten. Junge Muslime wurden daran gehindert, zum Gebet auf den Tempelberg in Jerusalems Altstadt zu gehen. In der Osterwoche, die in diesem Jahr mit dem jüdischen Passahfest zusammenfällt, werden rund 125.000 ausländische Besucher im Heiligen Land erwartet.

Dabei droht das Christentum im Nahen Osten und im Heiligen Land mehr und mehr zu einer „Museumskirche“ zu werden. Als „besorgniserregend“ und „bedrückend“ bewertet Thomas Volk, Mitarbeiter der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), in einer aktuellen Analyse die Situation der orientalischen Christen, die einer Vielzahl von Konfessionen angehören. Diese lebten inzwischen in ihren Ländern „in der Minderheit und größtenteils unter erheblichen Einschränkungen ihrer Religionsfreiheit“. Im Nahen Osten mit seinen islamischen Bevölkerungsmehrheiten gebe es noch 15 Millionen Christen. „In Anbetracht der Region als der historischen ,Wiege des Christentums‘ ist das eine überschaubare Anzahl“, so Volk, KAS-Koordinator für Islam und Religionsdialog. Lag der Bevölkerungsanteil der Christen im Nahen Osten um 1900 noch bei 25 Prozent, so ist er heute auf fünf Prozent geschrumpft; Tendenz sinkend.

Über den seit Jahrzehnten anhaltenden Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern hinaus hat sich die Lage besonders durch Konflikte in Syrien und Ägypten wie auch die dadurch ausgelösten Flüchtlingsströme in den Libanon und nach Jordanien deutlich zugespitzt. Mit seinem Besuch im Heiligen Land Ende Mai will Papst Franziskus den dortigen Christen Solidarität bezeugen und sie zum Verbleib in ihren Heimatländern ermutigen.

In den Ranglisten jener Staaten, die gegen die Menschenrechte und die Religionsfreiheit verstoßen, nehmen Länder wie Ägypten, Iran, Irak, Saudi-Arabien, Syrien und Türkei vordere Plätze ein. Vor allem in jüngster Vergangenheit hat sich die Anzahl der dort lebenden Christen durch Vertreibung, Zwangskonversionen und Auswanderung drastisch reduziert.

Die katholischen Bischöfe im Heiligen Land haben Anfang April davor gewarnt, dass die Art und Weise, wie teilweise im Westen von der Verfolgung der Christen im Nahen Osten gesprochen werde, dem Kalkül der dortigen Extremisten entgegenkomme. Es bestehe kein Zweifel daran, dass die Aufstände und Umwälzungen in der Region Extremisten den Weg geebnet hätten. Aber die Christen seien nicht die einzigen Betroffenen, betonen die Oberhirten in ihrer Erklärung. Auch viele gemäßigte Muslime würden Opfer der allgemeinen Gewalt und Brutalität.

Zugleich räumen die Bischöfe ein, dass die Christen unter den Regimen, gegen die sich jetzt der Widerstand richte, in relativer Sicherheit gelebt hätten. Selbstkritisch fragen sie, ob es nicht besser gewesen wäre, aus Loyalität zum eigenen Glauben und aus Sorge um das Wohl der eigenen Länder „früher etwas zu sagen“ und für notwendige Reformen einzutreten. Jetzt sollten Christen und Muslime gemeinsam den extremistischen Kräften widerstehen, die Gesellschaften anstrebten, „in denen es keine Christen mehr gibt und in denen sich nur wenige Muslime zu Hause fühlen würden“.

Die bedrängten Christen im Nahen Osten, schließt Volk seine Übersicht, benötigten und verdienten die Solidarität der westlichen Staatengemeinschaft. Es gehe darum, „dass die über Jahrtausende währende Tradition des orientalischen Christentums fortbestehen kann und zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht tatsächlich zu einer Art Museumskirche verkommt“.