Unsicherheit prägt Bevölkerung. Betriebe fürchten um Absatzmärkte

Simferopol. Möglichst rasch soll die Halbinsel Krim mit ihren zwei Millionen Bewohnern eine russische Provinz, bevölkert von Russen, werden. Es ist eine monumentale Aufgabe, die die prorussischen Spitzenpolitiker der Halbinsel in einer Übergangsphase bis Ende dieses Jahres stemmen wollen. Einer ihrer ersten Schritte war die Beschlagnahme praktisch aller Liegenschaften der Ukraine auf der Krim – von Energieversorgern über Häfen, Museen und Fabriken wurde alles verstaatlicht und ging in russischen Besitz über. Seit der russische Präsident Wladimir Putin die Krim am 21. März formal dem eigenen Staatsgebiet angliederte, herrscht überall Verwirrung. Die Gerichte sind gelähmt, die Banken stecken in Turbulenzen, weil sich ukrainische und westliche Geldinstitute zurückziehen, und die Wirtschaftsbeziehungen mit dem ukrainischen Festland werden gekappt.

Nicht nur die Bürokratie, auch die komplette Gesetzgebung auf der Krim wird umgekrempelt. Vor einer Woche beschlossen die Abgeordneten der Regionalversammlung eine neue Verfassung. Es war nur das erste von Hunderten Gesetzen, die dieses Jahr verabschiedet werden sollen, wie Parlamentspräsident Wladimir Konstantinow bereits ankündigte.

Russland lässt sich die Angliederung der Krim einiges kosten. Sieben Milliarden Dollar hat die Führung in Moskau allein dieses Jahr für Investitionen dort vorgesehen. Weitere Milliarden sollen für eine Erhöhung der Renten und den Bau einer Brücke zwischen der Halbinsel und dem russischen Festland fließen. In Simferopol gibt es um die 15 Hotels. Derzeit drängen sich in ihnen vor allem Männer in glänzenden Anzügen. Es sind russische Beamte, russische Investoren auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten und verunsicherte Geschäftsleute der Halbinsel, die die neuen Herrscher umgarnen. Grundsätzlich gehen die meisten Bewohner der Krim zwar davon aus, dass es ihnen unter russischer Herrschaft besser gehen wird.

Wasser-, Gas- und Stromlieferungen kommen noch aus der Ukraine

Einige Unternehmen haben die politischen Tumulte allerdings schwer getroffen. Sie fürchten, dass sie plötzlich von ihren angestammten Märkten und den Zulieferungen vom ukrainischen Festland abgeschnitten werden könnten. Nun bemühen sie sich hastig, für einen solchen Fall die Konsequenzen für ihr Geschäft zu mildern. Momentan passieren Wirtschaftsgüter zwar noch die Landbrücke zwischen der Krim und dem ukrainischen Festland – ebenso wie Wasser-, Gas- und Stromlieferungen, von denen die Krim abhängig ist. Die Unternehmensbesitzer gehen aber nicht davon aus, dass dies so bleibt.