Moskau/München. Russland hat den vorübergehenden Stopp eines millionenschweren deutsch-russischen Rüstungsgeschäfts wegen der Krim-Krise bedauert. Vizeverteidigungsminister Anatoli Antonow bezeichnete die Entscheidung als „nicht konstruktiv“. Die Bundesregierung habe „unter dem Druck“ der USA gehandelt. Bei dem Rüstungsgeschäft handelt es sich um die Lieferung eines hochmodernen Gefechtsübungszentrums durch den Konzern Rheinmetall an Russland.

In der Anlage können pro Jahr 30.000 Soldaten ausgebildet werden. Das Volumen des Auftrags beträgt rund 100 Millionen Euro. Das SPD-geführte Bundeswirtschaftsministerium hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass die Bundesregierung „in der gegenwärtigen Lage die Ausfuhr des Gefechtsübungszentrums nach Russland für nicht vertretbar“ halte. Antonow warnte vor Auswirkungen auf die Zusammenarbeit zu Afghanistan und die militärtechnologische Kooperation mit Deutschland. „Es ist offenkundig, dass die bekannte ,atlantische Solidarität‘ unsere französischen und deutschen Partner dazu veranlasst hat, laute Stellungnahmen zu Russland abzugeben“, zitierte ihn die Nachrichtenagentur Itar-Tass.

Auch Frankreich hatte seine militärische Zusammenarbeit mit Russland weitgehend ausgesetzt. Vorerst soll es laut Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian keine gemeinsamen Militärübungen geben, der Kontakt zwischen den Stabschefs wurde eingestellt. Moskau werde sich trotz der Ankündigung Frankreichs vorerst an die für 2014 vereinbarte Kooperation halten, „wenn unsere französischen Kollegen daran interessiert sind“, sagte Antonow.

Währenddessen haben die beiden Wortführerinnen der kremlkritischen Punkband Pussy Riot bei einem Auftritt in München Kremlchef Wladimir Putin scharf angegriffen. „Putin ist gefährlich, sehr gefährlich“, sagte Nadeschda Tolokonnikowa am Sonntag. Putin habe die Krim in eine Krise gebracht. Das werde Russland in der Welt degradieren. Die Menschenrechte müssten in Russland endlich eingehalten werden.

Tolokonnikowa und Maria Aljochina stellten in München den dokumentarischen Film „Pussy vs. Putin“ des russischen Filmkollektivs Gogol’s Wives vor. Der Film begleitet die Aktivistinnen von Pussy Riot bei Proben und öffentlichen Auftritten bis zu den Verhaftungen und zum Prozess. Die Putin-Gegnerinnen waren 2012 mit einem dritten Bandmitglied verhaftet worden, nachdem sie vor dem Altar einer Kirche in Moskau ein Protestlied gegen Putin aufgeführt hatten. Sie bekamen wegen Rowdytums zweijährige Haftstrafen. Erst kurz vor Ende der Haftzeit waren sie am 23. Dezember 2013 aus den Straflagern entlassen worden.