Berlin/Brüssel. Der russische Energiemulti Gazprom steht kurz vor der Übernahme eines großen Teils der deutschen Erdgas-Infrastruktur. In einem milliardenschweren Tausch von Vermögenswerten übernimmt der Konzern von der deutschen BASF-Tochter Wintershall den größten westeuropäischen Erdgasspeicher im niedersächsischen Rehden. Auch ein Großteil des deutschen Handelsgeschäfts geht an die Russen über. „Der Vollzug der Transaktion wird für Mitte 2014 erwartet“, bestätigte ein BASF-Sprecher.

Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk hatte Deutschland gerade erst aufgefordert, seine Abhängigkeit von russischem Erdgas zu verringern. „Sie könnte ansonsten die europäische Souveränität einschränken.“ Tusk will dies bei dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch in Polen zur Sprache bringen. Gazprom bereitet allerdings gemeinsam mit der BASF-Energietochter Wintershall bereits seit Ende 2012 den Einstieg in den deutschen Gasmarkt in großem Stil vor.

Von der breiten Öffentlichkeit in Deutschland weitgehend unbeachtet, unterzeichneten die Konzerne am 23. Dezember vergangenen Jahres den abschließenden Vertrag „zum Tausch von wertgleichen Unternehmensteilen“. Die europäische Kommission hatte die Transaktion im Dezember auch ohne zusätzliche Auflagen genehmigt.

Jetzt wollen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union angesichts der Ukraine-Krise darüber beraten, wie die Abhängigkeit von importiertem Erdgas verringert werden kann. „Der Europäische Rat ist besorgt über Europas große Energie-Abhängigkeit, insbesondere bei Gas, und fordert intensivere Bemühungen, diese zu reduzieren“, heißt es in einem Entwurf für das Abschlussdokument des EU-Gipfels in der kommenden Woche.