Die Comeback-Pläne des französischen Ex-Präsidenten drohen im Wirbel von Affären unterzugehen

Paris. Binnen einer Woche haben sich die Comeback-Aussichten des ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy erheblich eingetrübt. Am vergangenen Mittwoch waren Mitschnitte veröffentlicht worden, die Sarkozys wichtigster politischer Berater, Patrick Buisson, heimlich bei Gesprächen mit dem Präsidenten angefertigt hatte. Dann berichtete die Zeitung „Le Monde“ am Freitag von einer möglicherweise weit folgenreicheren Abhöraktion: Wegen des Verdachts, dass Sarkozys Wahlkampf im Jahr 2007 auch durch Spenden des libyschen Diktators Mummar al-Gaddafi finanziert wurde, hat ein Pariser Untersuchungsrichter Gespräche zwischen dem ehemaligen Präsidenten und dessen Anwalt Thierry Herzog abhören lassen.

Aus diesen Tondokumenten ergibt sich ein neuer Verdacht der illegalen „Einflussnahme auf ein Strafverfahren“. Sarkozy soll demnach gemeinsam mit seinem Anwalt einen ihm politisch nahe stehenden Untersuchungsrichter veranlasst haben, ihm Informationen aus laufenden Ermittlungen gegen ihn preiszugeben. In der sogenannten Bettencourt-Affäre geht es ebenfalls um den Verdacht der illegalen Wahlkampffinanzierung. Im Gegenzug ist dem Richter angeblich ein attraktiver Posten im Fürstentum Monaco in Aussicht gestellt worden, berichtete „Le Monde.“ Konkrete Beweise gibt es bislang nicht. Aus dem Lager der Konservativen erheben sich derweil zahlreiche Stimmen, die hinter der Serie von Enthüllungen eine Intrige der Linken vermuten, um eine Rückkehr des Ex-Präsidenten auf die politische Bühne zu verhindern. Andere Sarkozy-Anhänger beklagen die „Besessenheit der Justiz“. Sarkozy hat sich zu den neuen Vorwürfen bislang nicht direkt geäußert. „Einen ehemaligen Präsidenten abzuhören, das ist gravierend“, soll er seinen Vertrauten gegenüber kommentiert haben, berichtete die Zeitung „Parisien“.

Sarkozy versucht, Bilder jubelnder Anhänger sprechen zu lassen

Im Rahmen seiner kaum noch verhohlenen Comeback-Kampagne will er nicht als ein in die Defensive gedrängter Ex-Politiker erscheinen. Stattdessen versucht er Bilder sprechen zu lassen, die des Volkes Sehnsucht nach seiner Rückkehr illustrieren sollen. Auch bei einem Besuch am Montag in Nizza jubelten ihm Anhänger zu. Am Nachmittag befasste sich ein Pariser Gericht mit dem Antrag Sarkozys und seiner Ehefrau Carla Bruni-Sarkozy, die weitere Verbreitung der Aufzeichnungen Patrick Buissons wegen „Verletzung der Privatsphäre“ untersagen zu lassen. Die Entscheidung über diesen Antrag will das Gericht am Freitag verkünden.

Der Kampf an mehreren Fronten gleichzeitig bedroht Sarkozys politische Zukunft. Mindestens fünf verschiedene, zum Teil miteinander verknüpfte Affären haben alle das Potenzial, seine Strategie zu durchkreuzen, ohne eine interne Vorwahl 2016 wieder für die UMP in den Präsidentschaftswahlkampf zu ziehen. Laut einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage des „Journal du Dimanche“ glauben bereits jetzt 44 Prozent der Franzosen, dass die diversen Affären Sarkozy schaden werden. Dabei ist ihm bislang in keinem einzigen dieser Fälle irgendetwas nachgewiesen worden.

Noch nicht ausgestanden sind zudem die Nachwehen des Schlichtungsverfahrens in der Affäre um Bernard Tapie und den Verkauf der Bank Crédit Lyonnais. Ebenso wenig aufgeklärt ist die noch weiter zurückliegende sogenannte Karachi-Affäre. Dabei geht es ebenfalls um Wahlkampf-Finanzierung. Und schließlich gibt es dann noch die Affäre um die Vergabe von Aufträgen über Meinungsumfragen aus dem Élysée-Palast an die Beratungsfirma von Patrick Buisson. Die obskure Vergabepraxis ohne öffentliche Ausschreibung und mit Honoraren in sechsstelliger Höhe waren vom Rechnungshof beanstandet worden.