Kommission sprach mit 80 Opfern, durfte aber nicht ins Land

Washington. In Nordkorea sind nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt worden. Eine dreiköpfige Uno-Kommission empfiehlt, dass sich der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag damit befasst. Die Uno-Experten hatten ein Jahr lang ermittelt und einen Bericht erstellt, der am Montag offiziell veröffentlicht wird.

Es wurden demnach Beweise über eine ganze Reihe von Verbrechen gesammelt, darunter „Ausrottung“, „Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen eine verhungernde Bevölkerung“ sowie eine Entführungsserie von Personen in Südkorea und Japan. Ein US-Regierungsvertreter bestätigte die Angaben. In dem Bericht wird keine Partei direkt beschuldigt, es wird dazu aufgerufen, die Schuldfrage aufzuarbeiten.

Die dreiköpfige Kommission unter Leitung des pensionierten australischen Richters Michael Kirby wurde im März 2013 vom Uno-Menschenrechtsrat mit der Untersuchung der Lage in Nordkorea betraut. Es ist der umfassendste Versuch, Beweise über systematische Menschenrechtsverletzungen in dem abgeschotteten, autoritären Staat zu sammeln. Dieser ist für seine Arbeitslager und Unterdrückung berüchtigt. In den 1990er-Jahren kamen dort bei Hungersnöten Hunderttausende Menschen ums Leben.

In dem Bericht wird unter Berufung auf Zeugenaussagen und andere Informationen geurteilt, dass „berechtigte Gründe ... zur Durchführung einer strafrechtlichen Untersuchung durch ein kompetentes nationales oder internationales Justizorgan vorliegen“.

Die Kommission hat mehr als 80 Opfer in Seoul, Tokio, London und Washington öffentlich angehört, durfte aber nicht nach Nordkorea reisen. Sie fordert den Uno-Sicherheitsrat auf, die Ergebnisse an den Gerichtshof weiterzuleiten. Beobachter werten einen solchen Schritt angesichts der Vetomacht von China als unwahrscheinlich.

Die Kommission empfiehlt, dass die Uno-Vollversammlung und der Menschenrechtsrat das Mandat für die Überwachung der Lage in Nordkorea ausweiten. Der Rat solle eine „Struktur“ erarbeiten, mit der es der Uno erleichtert werde, jene, „die für Verbrechen verantwortlich sind, anzuklagen oder zur Rechenschaft zu ziehen“.