Bagdad. Iraks Regierung droht mit der Erstürmung Falludschas, sollten die der al-Qaida nahestehenden Extremisten aus der umkämpften Stadt nicht rasch vertrieben werden. Ministerpräsident Nuri al-Maliki forderte am Montag Bewohner und Stammesanführer auf, „die Terroristen aus der Stadt zu werfen, um sich selbst das Risiko bewaffneter Kämpfe zu ersparen“. Eine konkrete Frist setzte der Regierungschef, der auch der Oberkommandierende der Streitkräfte ist, zwar nicht, wie ein hochrangiger Vertreter der Sicherheitskräfte sagte. „Aber das Ende ist nicht offen. Wir werden nicht lange warten. Wir sprechen hier nur von ein paar Tagen.“ Denn je mehr Zeit vergehe, umso stärker würden die Extremisten.

Die im vergangenen Jahr aus einem Zusammenschluss des irakischen und des syrischen Al-Qaida-Flügels hervorgegangene Gruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante (Isil) kontrolliert mittlerweile große Teile der überwiegend von Sunniten bewohnten Provinz Anbar. Diese grenzt an das Bürgerkriegsland Syrien, wo ebenfalls Al-Qaida-Kämpfer aktiv sind. Falludscha ist mit 300.000 Einwohnern eines der Zentren Anbars. Die Bewohner sind gespalten in ihrer Haltung zu den Extremisten. So sagte ein Stammesfürst, man werde versuchen, die Al-Qaida-Extremisten zum Verlassen der Stadt zu bewegen. „Falludscha hat genug Blut und Tote gesehen. Wir haben genug von der Gewalt“, fügte er in Anspielung auf die Schlachten hinzu, die vor allem 2004 in der „Stadt der Moscheen“ tobten, als US-Truppen dort zwei Offensiven gegen Aufständische führten. Doch viele Bewohner halten zu den Extremisten, da sie sich von der Regierung des Schiiten Maliki unterdrückt fühlen.

Die USA haben Maliki bei der Bekämpfung der Al-Qaida Unterstützung zugesagt. US-Außenminister John Kerry sagte am Sonntag während seiner Nahost-Reise, Washington werde die irakischen Streitkräfte in ihrem Kampf gegen Extremisten unterstützen. Dies sei jedoch „ihr Kampf“ – „wir haben nicht vor, erneut Bodentruppen zu entsenden“, fügte Kerry hinzu. Zwei Jahre nach dem Abzug der amerikanischen Truppen droht das Land in einer Welle der Gewalt zu versinken, die viele an die bürgerkriegsähnliche Phase von vor etwa sieben Jahren erinnert.