Prag. Die Familie des bei einer Explosion in Prag gestorbenen palästinensischen Botschafters in Tschechien, Dschamal al-Dschamal, glaubt an ein Mordkomplott gegen den Diplomaten. Die tschechische Polizei geht indes von einem Unfall beim Umgang mit dem Sicherungssystem eines Tresors aus.

Ihr Vater sei einem „Attentat“ zum Opfer gefallen, sagte Rana al-Dschamal am Freitag der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan. „Der Safe wurde über mehr als 30 Jahre in den Räumlichkeiten der palästinensischen Vertretung benutzt – es ist ein altes Gerät ohne moderne Bauteile“, sagte sie. Zuvor hatte bereits der Sprecher der palästinensischen Botschaft, Nabil al-Fahel, der Vermutung der Ermittler widersprochen. „Nach unseren Informationen kann man davon ausgehen, dass es keine Diebstahlsicherung gab“, sagte er. Der Safe sei „ziemlich alt“ gewesen und habe kein integriertes Anti-Diebstahls-System gehabt.

Nach dem Tod des Botschafters fordert der betroffene Stadtteil einen Wegzug der Botschaft aus der Gegend. Der Bürgermeister des Viertels Suchdol, Petr Hejl, kündigte an, noch am Freitag einen entsprechenden Antrag beim tschechischen Außenministerium einzureichen. Anlass für den Schritt seien Proteste von Bewohnern wegen Sicherheitsbedenken. „Wir haben Vertrauen in die Diplomaten verloren“, sagte Hejl. Die tschechische Polizei hatte am Donnerstag nicht näher beschriebene illegale Waffen in dem Gebäudekomplex gefunden, in dem die Botschaft und die Residenz des Botschafters untergebracht sind. Das Außenministerium forderte von den Palästinensern eine Erklärung.

Der palästinensische Botschafter Dschamal al-Dschamal war am Mittwoch seinen schweren Verletzungen erlegen, die er sich bei der Explosion eines Safes der Botschaft in seiner Wohnung zugezogen hatte. Seine 52 Jahre alte Frau erlitt eine Rauchvergiftung. Dschamal gehörte der regierenden Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas an. Er diente als Diplomat in Bulgarien, Ägypten und der Tschechoslowakei.