Tel Aviv. Der frühere israelische Ministerpräsident Ariel Scharon kämpft um sein Leben. „Die behandelnden Ärzte und die Familie rechnen mit einer Wende zum Schlimmsten“, sagte Seev Rotstein, Direktor der Klinik, in der Scharon seit acht Jahren im Koma liegt. Scharon, der lange das nationalistische Lager anführte, den Palästinensern dann aber Zugeständnisse machte, leidet an multiplem Organversagen. In den vergangenen Tagen hätten mehrere lebenswichtige Organe des 85-jährigen zunehmend schlechter funktioniert, berichtete Rotstein in Tel Aviv. „Sein Zustand wird als kritisch eingestuft, es besteht akute Lebensgefahr.“

Scharon, der am 27. Februar 1928 im britischen Mandatsgebiet Palästina als Sohn jüdischer Einwanderer aus Weißrussland geboren wurde, war am 4. Januar 2006 nach einem Schlaganfall ins Koma gefallen, aus dem er nie wieder erwachte. Er wird seitdem in Tel Haschomer, der größten Klinik Israels, künstlich ernährt. Im Januar 2013 waren bei dem Patienten wieder verstärkte Hirnaktivitäten gemessen worden, sodass kurzzeitig die Hoffnung bestanden hatte, er könne wieder zu Bewusstsein kommen.

Der frühere Armeegeneral war im Februar 2001 für die konservative Likud-Partei erstmals zum Ministerpräsidenten gewählt worden. Vier Monate vorher hatte er mit seinem Besuch auf dem Ostjerusalemer Tempelberg die zweite Intifada ausgelöst, die von zahlreichen Selbstmordanschlägen palästinensischer Nationalisten geprägt war. Nachdem er zunächst die israelische Siedlungspolitik in den Palästinensergebieten unterstützt hatte, änderte Scharon nach seiner Wiederwahl im Jahr 2003 überraschend seinen Kurs und verfolgte eine „einseitige Trennung“ von manchen Palästinensergebieten. Scharon verlor seine Machtbasis in der Likud-Bewegung. Er verließ diese im November 2005 und gründete die Zentrumspartei Kadima.