Pjöngjang. Die Exekution in Nordkorea von Jang Song-thaek, der eine Schlüsselrolle für die wirtschaftliche Ausrichtung des kommunistischen Landes gespielt hatte, dürfe nicht als Abkehr vom bisherigen Kurs verstanden werden, sagte Yun Yong-sok, ein ranghoher Beamter im staatlichen Komitee für wirtschaftliche Entwicklung, am Sonntag. Demnach will sich das Land auch künftig um ausländische Investitionen bemühen.

Dafür sollten neue Wirtschaftszonen entwickelt werden, sagte Yun. Ausländische Firmen oder Finanzmittel zu gewinnen ist entscheidend für die Pläne von Machthaber Kim Jong-un, um den Lebensstandard der Bevölkerung in dem verarmten Land zu heben. Allerdings zeigt die Führung in Pjöngjang keinen Willen, ihr Atomwaffenprogramm aufzugeben, um ein Ende der Wirtschaftssanktionen zu ermöglichen.

Jang galt als Mentor von Kim und war zuletzt Nummer zwei der kommunistischen Staatsführung gewesen. Er wurde vergangene Woche zunächst seiner Ämter enthoben und wegen des Vorwurfs eines Umsturzversuchs am Freitag hingerichtet.

Seine Frau Kim Kyong-hui, die Tante von Kim Jong-un und jüngere Schwester von dessen Vater Kim Jong-il, büßte nach der Exekution offenbar nichts von ihrem politischen Einfluss ein. Ihr Name erschien am Sonnabend an sechster Stelle auf der Liste eines staatlichen Komitees, das der Trauerfeier für einen am Freitag verstorbenen hohen Parteifunktionär beiwohnen wird. Das berichteten die Staatsmedien.

Allerdings schien es fraglich, ob sie an der Zeremonie am Dienstag angesichts ihrer gesundheitlichen Probleme teilnehmen werde. Nach Meinung einiger Beobachter blieb die Tante auch deshalb vom Schicksal ihres Mannes verschont, weil sie direkt mit Staatsgründer Kim Il-sung verwandt sei.

Unter Experten herrscht nun Uneinigkeit darüber, was die Hinrichtung des einst mächtigen Jang für die Zukunft Nordkoreas bedeutet. Einigen gilt sie als Zeichen für das wachsende Selbstbewusstsein des jungen Machthabers. Demnach hat Kim nun die letzte Phase der Konsolidierung seiner Macht abgeschlossen. Andere sehen in dem drastischen Vorgehen Nordkoreas Anzeichen einer gefährlichen Instabilität und sogar ein Eingeständnis, dass Kims Aufstieg hinter den Kulissen nicht so reibungslos verlief wie zunächst angenommen.