Paris. Die stetig fallenden Popularitätswerte von Frankreichs Präsidenten François Hollande haben einen historischen Tiefstand erreicht: Seit Beginn der Umfragen und der Gründung der Fünften Republik im Jahr 1958 war kein Élysée-Chef unbeliebter als der amtierende Sozialist. In einer vom „Journal du Dimanche“ am Sonntag veröffentlichten Umfrage kam Hollande auf lediglich 20 Prozent Zustimmung – zwei Prozentpunkte weniger als François Mitterrand im Dezember 1991.

Das federführende Meinungsforschungsinstitut Ifop misst seit 1958 die Popularität der französischen Staatschefs. Hollande ist seit Mai 2012 im Amt. In der Ifop-Erhebung wurde gefragt, ob die Bürger eher zufrieden oder eher unzufrieden mit seiner Amtsführung seien. Im Oktober hatten noch 23 Prozent Hollandes Bilanz als positiv bewertet. Der niedrigste Wert für Hollandes konservativen Vorgänger Nicolas Sarkozy hatte im April 2011 bei 28 Prozent gelegen. Hollandes Kritiker werfen ihm vor allem zögerliches Handeln und fehlende klare Haltung vor. Der Präsident wird aber auch für die schlechte wirtschaftliche Lage und die hohe Arbeitslosigkeit in Frankreich mitverantwortlich gemacht. Derzeit gibt es insbesondere in der Bretagne heftige Proteste gegen die Regierung. Derzeit reiste Hollande für Gespräche nach Tel Aviv und stärkte Israel im Atomstreit mit dem Iran den Rücken.

Nur wenig besser als Hollande schnitt in der Umfrage sein Premierminister Jean-Marc Ayrault ab. Ihm attestierten nur 23 Prozent der Teilnehmer eine zufriedenstellende Amtsführung und damit fünf Prozentpunkte weniger als noch im Oktober. Für Ayrault ist es sein bisheriger Tiefstwert, allerdings halten den Allzeitrekord unter den Regierungschefs noch immer andere: Edith Cresson (1991 bis 1992) und Raymond Barre (1976 bis 1981) kamen zu Amtszeiten auf einen Negativwert von nur 18 Prozent Zufriedenheit. Für die Erhebung wurden vom 8. bis 16. November insgesamt 1972 Franzosen über 18 Jahren telefonisch befragt.