Die Obama-Regierung setzt auf Biosprit, doch dafür wird der Maisanbau massiv ausgeweitet

Washington. In den Hügeln des US-Staats Iowa hat die Politik von Präsident Barack Obama zur Förderung erneuerbarer Energien deutliche Spuren hinterlassen: braune Einschnitte, wo Regen den Mutterboden weggeschwemmt hat. Verseuchte Bäche, die Düngemittel in die Trinkwasservorkommen tragen.

Der damalige Präsidentschaftskandidat Obama machte Mais 2007 zu einem Kernstück seines Plans zur Bekämpfung des Klimawandels. Als der damalige Präsident George W. Bush in jenem Jahr ein Gesetz unterzeichnete, demzufolge Ölfirmen ihrem Benzin jährlich Milliarden Liter Ethanol beimischen müssen, sagte er voraus, dass dies die USA „stärker, sauberer und sicherer“ machen werde. Doch die Ära des Ethanols hat sich als viel schädlicher für die Umwelt erwiesen als von den Politikern prognostiziert.

Um Mais anbauen zu können, zerstörten Farmer Millionen Hektar Landschaftsschutzgebiete, vernichteten den Lebensraum von Pflanzen und Tieren und vergifteten Wasservorräte. Zwei Millionen Hektar Land, die unter Naturschutz standen – mehr Fläche als die Nationalparks Yellowstone, Everglades und Yosemite zusammen – wurden unter Obamas Ägide umgewandelt. Landbesitzer legten Feuchtgebiete trocken. Sie pflügten unberührte Prärie um, Milliarden Kilo Dünger wurden ausgebracht, der zum Teil ins Trinkwasser sickerte und Flüsse verschmutzte.

Die Folgen sind so gravierend, dass Umweltschützer und viele Wissenschaftler Ethanol auf Maisbasis inzwischen als umweltschädlich einstufen. Doch die Regierung Obama hält daran fest und betont die Vorteile für die Agrarindustrie. Im Kampf gegen den Klimawandel nimmt Washington durchaus auch Nachteile alternativer Energien in Kauf. Wenn durch Windparks geschützte Adler ums Leben kommen, wird das im Vergleich zu den Folgen der Erderwärmung als das geringere Übel gesehen.

Und die Vorhersagen der Regierung zum Ethanol haben sich als so fehlerhaft erwiesen, dass unabhängige Wissenschaftler bezweifeln, dass damit jemals das Ziel einer Verringerung der Treibhausgase erreicht werden kann. Eine ungewöhnliche Koalition von Ölkonzernen, Umweltorganisationen und Nahrungsmittelfirmen dringt sogar darauf, das gesamte Ethanolprogramm zu überdenken.

Doch die Regierung Obama gibt sich unbeirrt. „Es steht außer Frage, dass Luftqualität, Wasserqualität von dieser Branche profitieren“, sagte Landwirtschaftsminister Tom Vilsack kürzlich vor Ethanollobbyisten.

Zwischen 2005 und 2010 steigerten Maisbauern ihren Einsatz von Stickstoffdünger deutlich. Im Mittleren Westen der USA, wo Mais die wichtigste Feldfrucht ist, wird bereits Alarm geschlagen. Die Wasserwerke von Des Moines (Iowa) messen in zwei Flüssen, die 500.000 Menschen mit Wasser versorgen, seit Jahren hohe Nitratwerte. Im Sommer mussten drei Monate lang riesige Klärgeräte eingesetzt werden, um das Wasser zu reinigen.

Am umstrittensten ist jedoch die Umwandlung von Brachland in Maisäcker. Aus Satellitendaten geht hervor, dass in den Staaten Nebraska sowie North und South Dakota seit 2006 mindestens 490.000 Hektar zuvor unberührten Landes in Mais- und Sojabohnenfelder umgewandelt wurden. Das Umpflügen der Brachflächen setzt Treibhausgase frei. Doch das Weiße Haus und das Landwirtschaftsministerium wischten alle Bedenken beiseite und erklärten, Ethanol sei sauberer als gedacht. Dies beruhte auf der Annahme, dass der Maispreis nicht zu hoch steigen würde. Dann gäbe es nicht viele Anreize, Mais auf zuvor unberührten Flächen anzubauen. Doch der Maispreis stieg auf das Doppelte der langfristigen Prognosen. Plötzlich rentierte sich der Landschaftsschutz für Bauern nicht mehr. „Ich komme an einen Punkt, wo es finanziell nicht machbar ist“, sagt Farmer Leroy Perkins.