Malé. Nach zwei gescheiterten Versuchen sind an diesem Sonnabend erneut rund 240.000 Malediver aufgerufen, einen Präsidenten zu wählen. Als Favorit geht der ehemalige Präsident Mohammed Nasheed ins Rennen. Seine Konkurrenten sind Qasim Ibrahim und Yaamin Abdul Gayoom. Falls keiner mindestens 50 Prozent der Stimmen erhält, ist bereits für Sonntag eine Stichwahl terminiert. Laut Verfassung muss bis 11. November ein neuer Präsident gewählt sein. Dann endet die Amtszeit des derzeitigen Amtsinhabers Mohammed Waheed Hassan.

Seit September sind auf den Malediven zwei Versuche gescheitert, die Präsidentenwahl abzuhalten. Der Oberste Gerichtshof hatte das Ergebnis einer Wahl am 7. September annulliert, weil im Wählerverzeichnis gefälschte Namen und Tote geführt worden seien. Die Polizei stoppte später einen zweiten Wahlversuch, da die Kandidaten nicht wie vorgeschrieben der Wählerliste zugestimmt hatten.

Der internationale Druck auf die Malediven ist groß. Die USA und Großbritannien haben gewarnt, dass ein Scheitern der Präsidentschaftswahl dem internationalen Ruf und der Wirtschaft des Landes schaden würde. In der vergangenen Woche kritisierte die Uno-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay den Obersten Gerichtshof der Malediven, dem sie vorwarf, sich in die Präsidentschaftswahl einzumischen und den demokratischen Prozess zu untergraben. Der Inselstaat im Indischen Ozean ist auf den Tourismus angewiesen, der im vergangenen Jahr 27 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachte.

Die Demokratie auf den Malediven ist noch jung: 2008 hatten die ersten Mehr-Parteien-Wahlen stattgefunden, bei denen Nasheed siegte. Seitdem durchlebten die Malediven bereits diverse Krisen.