Vatikan startet weltweite Umfrage zu Empfängnisverhütung, Scheidung und Homosexualität

Bonn. Der Vatikan will in einer weltweiten Umfrage herausfinden, wie die katholischen Gemeinden mit strittigen Fragen wie Empfängnisverhütung, Scheidung und homosexuellen Paaren umgehen. Sie wurde Mitte Oktober an die jeweiligen nationalen Bischofskonferenzen geschickt. Sie soll der Vorbereitung auf die nächste Bischofssynode dienen. Das bestätigte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) in Bonn.

Eine Sprecherin betonte, solche Fragenkataloge würden zur Vorbereitung jeder Bischofssynode verschickt. Da Papst Franziskus die nächste Sondersynode vom 5. bis 19. Oktober 2014 zum Thema „Familie“ einberufen habe, konzentriere sich der jetzige Fragebogen auf alle Familienthemen. Es gehe daher nicht nur um strittige Fragen wie Empfängnisverhütung, Scheidung und den Umgang mit homosexuellen Paaren. „Die Deutsche Bischofskonferenz hat den Fragebogen erhalten und wird das weitere Vorgehen beim nächsten Ständigen Rat Ende November beraten“, sagte die DBK-Sprecherin.

Schon in der Einleitung zur Umfrage finden sich allerdings viele Anliegen, die vor ein paar Jahren undenkbar waren, darunter alleinerziehende Eltern, Polygamie, interreligiöse Ehen und „Formen des Feminismus, die gegenüber der Kirche feindselig eingestellt sind“. Die Leihmutterschaft wird in dem Dokument als „Gebärmütter zum Mieten“ beklagt. Die „gleichgeschlechtliche Partnerschaften zwischen Personen, die – nicht selten – Kinder adoptieren dürfen“, seien eine neue Herausforderung.

Die Befragung dient auch dem Vorhaben von Papst Franziskus, die Kirche zu reformieren: Er möchte eine Kirche der Demut und Barmherzigkeit, die alle willkommen heißt. Zudem sollen nicht der Vatikan, sondern lokale Kirchenführer bei Entscheidungen in den Mittelpunkt rücken. Die Priester werden gefragt, ob die gleichgeschlechtliche Ehe in ihrem Land anerkannt ist und wie sie sich dieser Menschen annehmen. Der Frage nach der Verkündung von Gottes Barmherzigkeit gegenüber getrennten, geschiedenen und wiederverheirateten Paaren wird ebenfalls nachgegangen. Zudem möchte der Vatikan von der Gemeinde wissen, ob verheiratete Männer und Frauen sich an das Verbot der künstlichen Empfängnisverhütung halten. Jeder Bischof entscheidet selbst, welchen Weg er wählt, um die Informationen zu sammeln und Rom zur Verfügung zu stellen. In England haben die Bischöfe die Umfrage ins Internet gestellt. Dort soll sie von einer großen Auswahl von Katholiken ausgefüllt werden.

Außerdem will Franziskus bei einem Konsistorium am 22. Februar 2014 neue Kardinäle kreieren. Unter ihnen dürfte dann auch der Präfekt der Glaubenskongregation Gerhard Ludwig Müller sein, der frühere Bischof von Regensburg. Der Papst könnte mindestens 14 neue Kardinäle kreieren, wenn er sich an die bislang übliche Obergrenze von 120 potenziellen Papstwählern hält. Derzeit zählt das Kardinalskollegium 201 Mitglieder, von denen jedoch nur die 109 unter 80-Jährigen an einer Papstwahl teilnehmen könnten. Bis zum nächsten Konsistorium überschreiten drei weitere Purpurträger diese Altersgrenze, darunter der Kölner Erzbischof Joachim Meisner.