Singapur. Er trägt eine schlammbraune, schlecht sitzende Uniform, und er ist schlecht bezahlt. Sein Oberbefehlshaber Kim Jong-un bedroht die Welt mit Atombomben, doch der einfache Soldat der „Koreanischen Volksarmee“ lebt dürftig. Ein Hauptmann verdient im Monat umgerechnet knapp 16 Euro. Und so sucht sich der Krieger mit dem roten Stern an der Mütze offenbar andere Einkommensquellen. Korruption, verrät Koh Jae-hong vom südkoreanischen Institut für Nationale Sicherheitsstrategie in einem Report, ist in der gestrengen nordkoreanischen Armee ein grassierendes Problem.

Dafür gibt es besonders lukrative Standorte. Ein Grenzsoldat zum Beispiel kann Schmiere stehen für Überläufer, die sich illegal nach China absetzen. Koh kennt den Fall eines Uniformierten aus Hoeryong in der Provinz Nord Hamgyong, der ein saftiges Schmiergeld einstrich, als er die Bilder einer Überwachungskamera löschte, nachdem ein Landsmann hier abtrünnig geworden war. Einmal Augen zudrücken kostet laut Kohs Informationen umgerechnet 30 Euro – zwei Offiziers-Monatsgehälter. Trägt der Soldat einen schwächlichen Flüchtling gar auf seinem breiten Rücken über die Grenze, kann er dafür 45 Euro kassieren.

Armeeangehörige verhökern streng geheime Unterlagen an Informationshändler, die sich in der koreanisch-chinesischen Grenzeregion herumtreiben. „Für viele Millionen Won“ wechseln Befehle des Militäroberkommandos, Kriegspläne und Richtlinien für elektronische Kriegsführung die Hände, erklärt Koh in der Zeitung Chosun Ilbo. Eine Million Won sind ungefähr 5000 Euro. Die niederen Ränge bestechen ihre Vorgesetzten, um an diese Honigtöpfe versetzt zu werden. Ein Transfer zu einem Posten im Grenzgebiet kostet 200.000 Won.

Die Korruption habe inzwischen offenbar auf alle Bereiche des militärischen Lebens übergegriffen. Um seinen ihm zustehenden 15-tägigen Urlaub antreten zu können, muss manch kleiner Soldat seinen Feldwebel mit 100 Kilo Mais bestechen. In Nordkorea herrscht Wehrpflicht, jeder Mann und manche Frau muss mindestens drei bis fünf Jahre an der Waffe dienen. 40 Prozent der Bevölkerung sind aktiv oder als Reservist Teil des Militärs. Ein Drittel der gesamten Staatsausgaben, schätzen Beobachter, fließen in die Verteidigung.