Hamburg. In der kriselnden Euro-Zone wird der US-Haushaltsstreit mit heimlicher Freude gesehen. Zwar könne sich auch Europa nicht leisten, dass es in Washington nicht zu einem Kompromiss zwischen Demokraten und Republikanern komme und in der Folge zu einer Weltwirtschaftskrise. Doch „anders als noch vor einem Jahr sind weder Spanien noch die Euro-Zone heute das Zentrum der Krise“, freute sich Spaniens Wirtschaftsminister Luis De Guindos am Rande der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington. Und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte: „Wir sind nicht mehr die Hauptsorge für die Weltwirtschaft, zumindest kurzfristig.“ Die offizielle Linie der EU gab indes Währungskommissar Olli Rehn in Washington aus: „Es gibt keine Schadenfreude“ über die alarmierende Lage in Übersee.

Doch nicht nur der Blick nach Amerika und auf die schwächelnden Schwellenländer gibt Anlass für etwas mehr Gelassenheit in Europa. Auch die Euro-Zone selbst kann durchaus erste Teilerfolge vermelden: Irland will nach Aussagen von Premier Enda Kenny „den Rettungsschirm von EU und IWF am 15. Dezember verlassen“. Damit sei die „wirtschaftliche Notstandssituation“ in seinem Land vorüber, sagte Kenny bei einem Treffen seiner Fine Gael Partei. Am Dienstag legt der durch die Überschuldung seiner größten Banken in eine Schieflage geratene Inselstaat seinen Haushalt für 2014 vor. 2010 war Irland als erstes Euro-Mitglied unter den Rettungsschirm geschlüpft. Bereits am Montagabend wollen die Finanzminister der Euro-Gruppe über Irlands Weg aus der Krise beraten. Denn vollständig überwunden hat der „Keltische Tiger“ die Krise noch nicht: „Wir haben noch einen langen Weg vor uns“, betonte Premierminister Kenny.

Mathias Brüggmann, 48, war von 1991 bis 1999 Moskau-Korrespondent und ist heute Außenpolitik-Chef beim „Handelsblatt“