Tripolis. Als Vergeltung für die Festnahme eines führenden Al-Qaida-Mitglieds in Libyen hat eine Miliz den Ministerpräsidenten Ali Seidan am Donnerstag für mehrere Stunden in ihre Gewalt gebracht. Gegen Mittag ließen sie ihn wieder frei. Ihm gehe es gut, teilte Seidan mit. Sollte das Ziel der Entführung gewesen sein, ihn zum Rücktritt zu bewegen, laute seine Antwort: „Ich werde nicht zurücktreten.“ Nach Bekanntwerden der Entführung forderten Demonstranten vor dem Innenministerium, in dem der Politiker festgehalten wurde, seine Freilassung und gaben Schüsse ab.

Die Milizionäre, die den Regierungschef am Morgen entführt hatten, sollten im Auftrag des Innenministeriums für Sicherheit in der Hauptstadt sorgen. Die früheren Rebellen begründeten ihre Tat damit, dass die libysche Regierung die Festnahme des Al-Qaida-Anführers Abu Anas al-Libi durch ein US-Sonderkommando gebilligt habe. Der Libyer soll 1998 an den Anschlägen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania beteiligt gewesen sein.

Seidan steht seit einem Jahr an der Spitze der Regierung. Viele Regionen Libyens gelten als unsicher. Die Regierung versucht, den Einfluss rivalisierender Stammesmilizen und radikaler Islamisten einzudämmen.

Der britische Premierminister David Cameron sicherte Seidan am Donnerstag die Hilfe Großbritanniens zu. Camerons Sprecher sagte, der Premier habe Seidan versprochen, Großbritannien werde Tripolis bei der Stabilisierung Libyens unterstützten.