Kairo. Die Gewaltwelle in Ägypten hat sich am Montag fortgesetzt. Nach den heftigen Ausschreitungen vom Wochenende kam es landesweit zu Angriffen. Bewaffnete töteten laut Sicherheitskreisen fünf ägyptische Soldaten in der Stadt Ismailia in der Nähe des Suezkanals. Die Männer hätten auf die Soldaten geschossen, als diese an einem Kontrollposten an einer wichtigen Handelsroute in einem Fahrzeug gesessen hätten. Bei einer Explosion in der Nähe eines Staatsgebäudes im Süden der Sinai-Halbinsel starben nach Informationen von Medizinern zwei Menschen, 48 wurden verletzt.

In der Hauptstadt Kairo im Stadtteil Maadi feuerten Angreifer raketengetriebene Granaten auf eine staatliche Satellitenstation ab und verletzten dabei zwei Personen. Protestkundgebungen blieben dagegen zunächst aus. Am Wochenende waren bei Krawallen zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi 53 Menschen ums Leben gekommen und 271 verwundet worden – die meisten davon in Kairo. Am Sonntag jährte sich der Angriff auf Israel von 1973. Beobachter sehen in der seit dem Sturz Mursis im Juli andauernden Angriffsserie ein Zeichen für die wachsende Instabilität in Ägypten. Es mehren sich die Sorgen, dass die Gewalt angesichts des Machtkampfes zwischen Muslimbrüdern und der von der Armee gestützten Regierung dauerhaft auch außerhalb des Sinai um sich greift. Auf dem Nordsinai gibt es seit Wochen heftige Auseinandersetzungen zwischen islamistischen Extremisten und Sicherheitskräften. Der Süden der strategisch wichtigen Halbinsel, wo auch der Badeort Scharm el Scheich liegt, war hingegen bislang friedlich. Insgesamt haben al-Qaida nahestehende Aufständische seit Anfang Juli mehr als 100 Sicherheitskräfte auf der Halbinsel getötet, hieß es bereits Mitte September. Armeechef Abdel Fattah al-Sissi sagte, er habe Mursi bereits im Februar Versagen vorgeworfen.

Für die laufende Woche rechnen Beobachter mit weiteren Unruhen. Die Muslimbrüder haben zu weiteren Protesten aufgerufen und planen Versammlungen auf dem zentralen Tahrir-Platz am Freitag. Die Wirtschaft und der Tourismus in Ägypten leiden bereits unter der Instabilität.