Auch bei den Olympischen Winterspielen will der Kreml die Medien kontrollieren

Berlin. Wintersport an der subtropischen Schwarzmeerküste, Sportstätten im Naturschutzgebiet, Zwangsumsiedlungen, Ausbeutung von Gastarbeitern: Die Vorbereitung der Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Sotschi bietet Journalisten nach Einschätzung von „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) eine Fülle kontroverser Themen.

Doch in Russland selbst werde darüber kaum berichtet, kritisiert die Menschenrechtsorganisation. Das staatlich gelenkte Fernsehen verschweige die Probleme meist und stelle vor allem Erfolgsmeldungen in den Vordergrund, heißt es im neuen Bericht „Der Kreml auf allen Kanälen“, der am Montag in Berlin vorgestellt wurde. So gut wie nie komme es vor, dass das russische Fernsehen Missstände aufdecke und sich die Politik dann äußern müsse.

Anlass für die Veröffentlichung war der Start des olympischen Fackellaufs in Moskau, der in vier Monaten Sotschi erreichen soll. Für den Bericht führte die ROG-Pressereferentin Ulrike Gruska im Sommer in Berlin und Moskau rund 30 Interviews mit Journalisten, Medienexperten und Beobachtern. Viele von ihnen, vor allem aus staatlichen und staatsnahen russischen Medien, hätten nur anonym Stellung beziehen wollen. Themen wie die Korruption beim Bau der Sportstätten würden in Russland in der Regel nur dann im Fernsehen aufgegriffen, wenn klar sei, „hier darf kritisiert werden“, heißt es in dem Bericht weiter. So sei die Korruption erst öffentlich thematisiert worden, als Kremlchef Wladimir Putin selbst die explodierenden Kosten und Bauverzögerungen kritisiert habe.

Grund für den weitgehend unkritischen Umgang russischer Medien mit den Winterspielen sei der weitreichende Einfluss der Regierung: Seit dem Amtsantritt Putins im Jahr 2000 habe der Kreml die landesweiten Fernsehsender wieder weitgehend unter seine Kontrolle gebracht, heißt es in dem Bericht. Damit versuche die Regierung, ihre Macht zu sichern und mit kontrollierten Bildern ihre Sicht auf die Welt zu vermitteln.