In Griechenland protestieren Tausende gegen die Tat eines mutmaßlichen Neonazis

Athen. In Griechenland ist es in mehreren Städten zu Ausschreitungen und gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Nach dem politischen Mord an einem 34 Jahre alten antifaschistischen Musiker durch einen Anhänger der Neonazi-Partei Goldene Morgenröte (GM) am Mittwochmorgen gab es Protestkundegebungen. Im Westen Athens gingen Antifaschisten mit Stöcken und Steinen auf Polizisten los, die daraufhin Tränengas und Wasserwerfer einsetzten, wie die amtliche Nachrichtenagentur ANA berichtete. Auch in Thessaloniki, wo etwa 6000 Menschen demonstrierten, und in Patras gab es Ausschreitungen.

In Keratsini, einem Vorstadtbezirk Athens, wo der Mord geschah, kamen etwa 5000 Menschen zusammen, um gegen die Tat zu protestieren. Nach Zusammenstößen mit der Polizei wurden 34 junge Leute festgenommen. Zuvor bekam Panos Kammenos, der Chef der Unabhängigen Griechen, einer ultrakonservativen Partei im Parlament, die Wut über den Mord zu spüren. Aufgebrachte Menschen griffen den Politiker an, der auf dem Weg zum Tatort war, um sein Mitgefühl auszudrücken. Dem Mord soll eine Streitigkeit in einem Lokal vorausgegangen sein: Pavlos Fyssas, Hip-Hop-Musiker und bekannt für seine antifaschistische Gesinnung, war mit seiner Lebensgefährtin und acht Freunden in dem Lokal, um das Fußballspiel Olympiakos Piräus gegen Paris Saint Germain anzuschauen. Örtlichen Medien zufolge gab es in der Bar eine Auseinandersetzung zwischen ihnen und drei Männern. Als Fyssas und seine Freunde das Lokal verließen, sollen sie von mehr als 40 Leuten angegriffen worden sein, berichteten Augenzeugen. Ein weiterer Mann, der Medienberichten zufolge mit einem Auto dazukam, soll auf Fyssas zweimal mit einem Messer eingestochen haben. Als die Polizei den Tatort erreichte, soll Fyssas ihnen, kurz bevor er ohnmächtig wurde, den Täter gezeigt haben. Der Hip-Hopper starb wenig später im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen.

Ein 45 Jahre altes Mitglied der Goldenen Morgenröte gestand die Tat kurz nach seiner Festnahme. Er habe die Büros der rechtsradikalen Partei in Nikaia fünf- bis sechsmal pro Woche besucht, heißt es in Polizeiberichten. Die GM wies jegliche Verwicklung in den tödlichen Vorfall von sich. „Wenn sich in einem Restaurant zwei betrunkene Idioten streiten und einer wird niedergestochen, sollten wir dann auf seine Ideologie schauen und diese dafür verantwortlich machen?“, fragte Michalis Avranitis, Abgeordneter der GM. Pavlos Fyssas gilt als das erste Opfer der Partei.