Paris. Es ist der erste Staatsbesuch eines Bundespräsidenten in Frankreich seit 17 Jahren und er führt Joachim Gauck an einen Ort des Schreckens: Das deutsche Staatsoberhaupt besucht am heutigen Mittwoch die Gemeinde Oradour-sur-Glane. Dort hatten SS-Soldaten im Jahr 1944 Hunderte Zivilisten ermordet, darunter viele Frauen und Kinder. Die Bewohner von Oradour hatten jahrzehntelang jeden offiziellen Kontakt zu Deutschland abgelehnt. Vor Gauck war daher noch nie ein deutscher Spitzenpolitiker in dem Ort, der in Frankreich ein Inbegriff der Nazi-Gräuel ist. Der Besuch wird als besondere Geste der Versöhnung gewertet.

Gauck sagte: „Ich bin froh, dass es inzwischen möglich ist, als deutscher Bundespräsident diesen Ort des Schreckens zu besuchen.“ Er betonte, er reise nach Oradour „demütig und im Bewusstsein: Ich repräsentiere ein anderes Deutschland.“ Er werde das vor Ort zeigen, indem er sein Haupt beuge.

Am Dienstagnachmittag führte der Bundespräsidenten politische Gespräche in Paris. Dabei ging es um die Schuldenkrise in Europa, Frankreichs Wirtschafts- und Sozialreformen und um Syrien. Am Mittwoch debattiert das Parlament in Paris über eine Beteiligung Frankreichs an einem möglichen US-Angriff auf Syrien.