Abhörsysteme in mehr als 80 Botschaften und Konsulaten installiert

Washington. Weitere Enthüllungen über die Abhörpraktiken der National Security Agency (NSA) zeichnen ein immer verstörenderes Bild von den Auswüchsen US-amerikanischer Geheimdienstaktivitäten. Nicht nur Einrichtungen der EU-Kommission, sondern auch die Zentrale der Vereinten Nationen soll von der NSA abgehört worden sein. Dem US-Geheimdienst sei es laut Medienberichten gelungen, die Verschlüsselung der internen Videokonferenzanlage zu hacken.

Außerdem veröffentlichte die britische Zeitung „The Guardian“ neue Dokumente, denenzufolge US-amerikanische Service Provider dafür „entschädigt“ wurden, dass sie das Programm Prism der NSA mit Daten versorgen. Darüber hinaus wurde bekannt, dass Mitarbeiter der NSA ihre weitreichenden Überwachungsmöglichkeiten auch dazu benutzt haben, um ihre Geliebten oder Ehepartner auszuspionieren. Im vergangenen Jahrzehnt habe es schätzungsweise eine Handvoll solcher Fälle gegeben, berichtete das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf einen Beamten.

Im Falle der Abschöpfung von Kommunikation innerhalb der Uno traten sich die Geheimdienste offenbar gegenseitig regelrecht auf die Füße, ein Gerangel von Spionage und Gegenspionage. „Der Datenverkehr liefert uns die internen Video-Telekonferenzen der Uno“, zitiert der „Spiegel“ aus den Dokumenten des früheren NSA-Mitarbeiters Edward Snowden. Binnen drei Wochen habe sich die Zahl der entschlüsselten Kommunikationsvorgänge von zwölf auf 458 vervielfacht. In einem Fall soll sogar der chinesische Geheimdienst dabei ertappt worden sein, ebenfalls zu spionieren. Daraufhin habe wiederum die NSA dann von den Chinesen abgeschöpfte Informationen ausgespäht. In dem Bericht wird hervorgehoben, dass sich die USA in einem Abkommen mit der Uno verpflichtet hätten, keine verdeckten Aktionen zu unternehmen.

Aus den internen Dokumenten, die Snowden von NSA-Rechnern kopiert habe, geht auch hervor, dass die Vertretung der Europäischen Union bei den Vereinten Nationen selbst nach deren Umzug in neue Räume im September 2012 ausspioniert worden sei. Die Unterlagen enthielten Lagepläne inklusive IT-Infrastruktur und Serversystemen der auf den Codenamen „Apalachee“ getauften EU-Mission. Die europäische Dependance in Washington sei intern „Magothy“ genannt worden. Darüber hinaus unterhalte die NSA offenbar in mehr als 80 Botschaften und Konsulaten weltweit ein eigenes Abhörprogramm, das intern „Special Collection Service“ genannt und oft ohne Wissen des Gastlandes betrieben werde. Solche Lauschposten soll es in Frankfurt und Wien geben.

Das Auswärtige Amt hat nach eigenen Angaben jedoch keine Informationen über eine Ausspähung der Vereinten Nationen und von Botschaften und Konsulaten durch den umstrittenen US-Geheimdienst NSA. „Wir haben keine eigenen Erkenntnisse“, sagte ein Sprecher in Berlin.