Musharraf soll für Anschlag auf Benazir Bhutto verantwortlich sein

Islamabad. Die pakistanische Justiz macht dem früheren Militärmachthaber Pervez Musharraf den Prozess wegen eines Mordanschlags auf seine Erzrivalin Benazir Bhutto. Musharraf sei am Dienstag wegen Mordes und Verschwörung zum Mord angeklagt worden, bestätigten Justizbeamte. Der 70 Jahre alte Angeklagte, der unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen zu dem Gericht in Rawalpindi nahe der Hauptstadt Islamabad gebracht wurde, plädierte auf nicht schuldig. Bei einem Schuldspruch drohen Musharraf lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe.

Die Anklage schlüsselt nicht auf, was Musharraf genau vorgeworfen wird. In der Vergangenheit hatte es von der Staatsanwaltschaft geheißen, er habe als Präsident nicht ausreichend für den Schutz von Bhutto gesorgt. „Diese Beschuldigungen sind an den Haaren herbeigezogen“, sagte Anwältin Afshan Adil. „Nichts an diesem Fall hat eine Grundlage.“

Die frühere Premierministerin Bhutto starb am 27. Dezember 2007 bei einem Anschlag auf eine Wahlkundgebung in Rawalpindi. Sie galt damals vielen im Land als Hoffnungsträgerin. Das Attentat hatte eine Protestwelle im Land ausgelöst. Ihre Volkspartei PPP kam an die Macht, ihr Witwer Asif Ali Zardari wurde Präsident.

Musharraf steht seit Monaten unter Hausarrest. Er hatte sich 1999 unblutig an die Macht geputscht. Im Jahr nach dem Mordanschlag auf Bhutto wurde er aus dem Amt gedrängt. Es folgten Jahre im Exil in London und Dubai. Seit März lebt er wieder in Pakistan. Musharrafs Partei APML kritisierte die Anklage als politisch motiviert. „Das ist schockierend“, sagte Parteisprecherin Aasia Ishaque. „Die Vorwürfe gegen ihn sind konstruiert“, sagte sie. Ein Präsident könne nicht für eine Mordtat in seiner Amtszeit verantwortlich sein, sagte sie.

Der Richter vertagte das Verfahren auf den 27. August. Die Entscheidung über eine Anklage war zunächst vertagt worden. Die Polizei hatte Anfang des Monats noch Sicherheitsbedenken gehabt, Musharraf – gegen den Todesdrohungen der Taliban vorliegen – zu dem Gericht zu bringen. Pakistan hatte die Taliban im benachbarten Afghanistan lange unterstützt. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatte Musharraf dann jedoch eine rasante Kehrtwende vollzogen und sich an die Seite der USA gestellt. Sein Land galt aber weiter als unzuverlässiger Partner im Kampf gegen Terrorismus.