89-Jähriger in Simbabwe zum Wahlsieger erklärt. Rivale Tsvangirai will Gerichte anrufen

Harare. Robert Mugabe hat einst erklärt, er werde Simbabwe bis zu seinem 100. Geburtstag regieren. Seit seinem am Sonnabend offiziell verkündeten Wahlsieg ist der 89 Jahre alte Machthaber diesem Ziel einen Schritt näher gekommen. Für die verarmte Bevölkerung ist das kein Grund zur Freude, für seinen langjährigen Herausforderer Morgan Tsvangirai könnte es der politische K.-o.-Schlag sein. Für den Westen ist Mugabe längst zum Paria geworden. Doch seine Machtposition ist ungefährdet. Nach Angaben der Wahlkommission wurde Mugabe mit 61 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Tsvangirai bekam nur 33 Prozent der Stimmen.

Vor der Wahl am Mittwoch gab es Hoffnung, der moderate Tsvangirai könne Mugabe entthronen. Schließlich hatte der Greis kurz vor der Abstimmung erstmals erklärt, er würde eine Niederlage akzeptieren. Die Worte kamen ihm nur über die Lippen, weil er sich seines Triumphs schon sicher war. Zwar will Tsvangirai die Wahl anfechten und etliche westliche Staaten, darunter die USA und Deutschland, meldeten Zweifel am fairen Verlauf der Abstimmung an. Südafrikas Präsident Jacob Zuma aber gratulierte Mugabe zum Sieg einer „gelungenen“ Wahl. In Simbabwes Nachbarländern gilt er als Stabilitätsgarant.

Und für die meisten seiner Landsleute ist Mugabe immer noch der Freiheitskämpfer, der das einstige Rhodesien vor mehr als drei Jahrzehnten von der britischen Kolonialherrschaft befreite. Bei seinen Auftritten mangelt es nie an Tiraden gegen die westlichen Gegner, allen voran die Briten. Stimmen sammelt Mugabe auch mit Verunglimpfungen gegen Schwule, die seien „schlimmer als Schweine und Hunde“. Selbst Nelson Mandela ist vor seinem Spott nicht sicher, weil der „wie ein Heiliger“ mit der weißen Bevölkerung seines Landes umgegangen sei.

So stilisiert sich Mugabe als Verkörperung des Nationalstolzes. In seinen ersten Jahren als mächtiger Mann in Harare gab es Grund zum Stolz. Der einstige Musterschüler, der ab dem zehnten Lebensjahr ohne seinen Vater aufwuchs und sich zum Lehrer ausbilden ließ, verwandelte Rhodesien in ein wirtschaftlich und gesellschaftlich vorwärts gewandtes Simbabwe. Dann aber trieb Mugabe sein Land in den Ruin. Ein Tiefpunkt markierte die Landreform aus dem Jahr 2000, die zur oft gewaltsamen Enteignung Tausender weißer Farmer führte. Mugabe ließ sie vertreiben und ihr Land an schwarze Landsleute verteilen, die damit auf Anhieb oft nicht zu wirtschaften wussten.

Oppositionelle verfolgte er gnadenlos und schaute zu, wie sein Land verarmte. Aus dem einstigen Brotkorb der Region wurde ein Bittsteller, ausländische Sanktionen verschlimmerten die Lage. Schon 2008 hatte es kurz ausgesehen, als könne Mugabes Zeit als Staatschef zu Ende sein. Nach der ersten Wahlrunde lag damals Tsvangirai klar vorn. Dann wurden dessen Anhänger von einer blutigen Welle der Gewalt überrollt, Tsvangirai zog die Kandidatur zurück. Mit der siebten Amtszeit Mugabes fürchten Beobachter die Rückkehr zu einer radikalen Politik. Dass er doch irgendwann die Lust am Herrschen verliert, dafür gibt es keine Anzeichen.