Kairo. Ein Land steht am Rand des Bürgerkriegs: Die Gewaltexplosion in Ägypten hat weltweit große Sorgen ausgelöst. US-Außenminister John Kerry rief die Parteien in Kairo dazu auf, sofort „einen Schritt vom Abgrund zurückzugehen“. Ägypten erlebe gerade einen „entscheidenden Moment“ seiner Geschichte.

Bei den schweren Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Islamisten waren in Kairo mindestens 80 Menschen getötet und 800 verletzt worden. Die Muslimbruderschaft des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi sprach von weit mehr als 100 Toten und 4000 Verletzten. In den Krankenhäusern und Notlazaretten kam es zu chaotischen Szenen. Ärzte riefen im Internet zu Blutspenden auf. Wegen Überfüllung mussten Kliniken Verwundete abweisen.

Beide Seiten machten sich gegenseitig für das Blutvergießen verantwortlich. Die Schüsse fielen, als Mursi-Anhänger eine Stadtautobahn sperren wollten. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtete, dass viele der Opfer durch Schüsse auf Kopf oder Brust getötet worden seien. Innenminister Mohammed Ibrahim warf der Muslimbruderschaft vor, den Zwischenfall „provoziert“ zu haben, um „Sympathien für sich zu gewinnen“.

Uno und EU forderten einen sofortigen Gewaltverzicht. Die Übergangsregierung müsse alles tun, den „Schutz der Ägypter sicherzustellen“.