Die Abschlussveranstaltung des Weltjugendtags wurde an Rios berühmtesten Strandabschnitt verlegt

Rio de Janeiro. „Die Kirche rechnet mit euch! Der Papst rechnet mit euch.“ Mit diesem Appell von Franziskus ging am Sonntag der 28. Weltjugendtag in Rio de Janeiro zu Ende. Geschätzte drei Millionen Besucher waren an den Strand von Copacabana gekommen, um den Abschlussgottesdienst mit Franziskus zu feiern.

Welche Botschaft hatte der neue Papst für die Jugendlichen aus über 170 Ländern in Rio? „Ich hoffe, dass es als Konsequenz dieses Weltjugendtags Durcheinander geben wird! Hier in Rio gibt es Durcheinander, und ich hoffe, dass es auch in den Diözesen Durcheinander geben wird“, sagte er während einer Begegnung mit seinen Landsleuten aus Argentinien. Die Jugendlichen sollten ihren Elan in die Kirche einbringen und an ihren Idealen festhalten – auch wenn die Realität oft entmutigend ist, lautete die Botschaft des Papstes. Franziskus Auftritte selbst erinnerten mit ihrem Schwung bisweilen an den jungen Johannes Paul II. (1978–2005). Auffallend war auch, dass der Papst immer wieder zum Dialog zwischen den Generationen aufrief. Franziskus hat nach den jüngsten Massenprotesten auch klare Worte an die Politik in Brasilien gerichtet: Der konstruktive Dialog sei der einzige Weg für eine gedeihliche Entwicklung einer Gesellschaft. Es brauche „eine Politik, die immer mehr und immer besser die Beteiligung der Bevölkerung verwirklicht, Formen des Elitebewusstseins vermeidet und die Armut ausmerzt“, sagte er an Politiker gerichtet.

Auch der Stadt Rio, die vor der Fußballweltmeisterschaft und den Olympischen Spielen Ruhe in den Armenvierteln schaffen will, erteilte er eine Lektion. Eine massive Polizeipräsenz reiche nicht aus, um eine Favela dauerhaft zu befrieden, solange die Armen weiterhin an den Rand gedrängt würden, sagte er. Ungewöhnlich konkret wurde Franziskus zudem beim Thema Drogen: Den Bestrebungen in einigen lateinamerikanischen Ländern, leichte Drogen zu legalisieren, erteilte er eine klare Absage.

Schließlich demonstrierte der Papst, was für ihn eine „Kirche für die Armen“ jenseits von Predigtmanuskripten bedeutet: Er besuchte ein Armenviertel und traf sich mit Strafgefangenen und Drogenabhängigen. Zugleich nutzte er die Gelegenheit, um über 1000 katholischen Bischöfen aus der ganzen Welt persönlich zum Einsatz für die Armen zu ermahnen. Sie seien „die wahren VIPs, die wir in die Pfarreien einladen müssen“.

Vereinzelte Proteste beeinträchtigten die Atmosphäre des Weltjugendtags nicht, eher schon die schweren Regenfälle in den ersten Tagen. Dass die Organisation nicht perfekt war, gestand Rios Bürgermeister freimütig ein: Das U-Bahn-Chaos und die kurzfristige Verlegung der Abschlussveranstaltungen an die Copacabana waren nur zwei der zahlreichen Pannen.

Franziskus Spontanität auf seiner ersten Auslandsreise zeigte sich auch im Programm: Einmal ließ er 35 Müllsammler aus Argentinien zu sich auf die Bühne setzen, ein anderes Mal ließ er sich „Tête-à-Tête“ mit Ordensschwestern fotografieren.