Sechs Monate nach dem französischen Militäreinsatz ist die Lage noch angespannt

Bamako. Sechs Monate nach der französischen Militärintervention in Mali haben die Bürger des westafrikanischen Krisenstaats am Sonntag über einen neuen Präsidenten abgestimmt. Die erste Wahlrunde fand auch angesichts von Anschlagsdrohungen von Islamisten unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt, an denen sich auch Uno-Blauhelmsoldaten beteiligten. Übergangspräsident Dioncounda Traoré, der nicht kandidierte, sagte, dies sei die „beste Wahl“ in Mali seit der Unabhängigkeit 1960.

Aufgerufen zur Wahl waren 6,9 Millionen Stimmberechtigte. In der Hauptstadt Bamako standen bereits vor Öffnung der Wahllokale um acht Uhr früh Hunderte Menschen Schlange. Von den 27 Kandidaten galten der frühere Regierungschef Ibrahim Boubacar Keïta und Ex-Finanzminister Soumaïla Cissé als Favoriten. Sollte kein Kandidat im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit erhalten, gibt es am 11. August eine Stichwahl.

„Ich glaube, in der Erinnerung der Malier ist das die beste Wahl, die wir seit 1960 organisiert haben“, sagte Übergangspräsident Traoré nach seiner Stimmabgabe. Er rief die Kandidaten auf, „Demokraten bis zum Schluss“ zu sein und das Wahlergebnis anzuerkennen. Keïta erklärte, mit der Wahl könne Mali „den Albtraum vergessen“. Auch Cissé erklärte, dass das Land „ein neues Kapitel aufschlagen“ könne.

Traoré war nach einem Putsch am 22. März 2012 gegen den damaligen Staatschef Amadou Toumani Touré zum Übergangspräsidenten bestimmt worden. In dem Machtvakuum danach eroberten Tuareg-Rebellen mit Islamisten innerhalb weniger Wochen den gesamten Norden. Später vertrieben die Islamisten die Tuareg-Rebellen aus den wichtigsten Städten und riefen das islamische Recht der Scharia aus.

Als die Islamisten im Januar 2013 nach Süden vorstießen, griff Frankreich militärisch ein. Mit Malis Armee eroberten die französischen Streitkräfte innerhalb weniger Wochen den Norden zurück. Derzeit sind noch 3200 französische Soldaten im Land.

Die Lage im Norden Malis ist weiter angespannt, die Islamisten sind außerhalb der Städte in der Wüste präsent. Am Sonnabend drohte die islamistische Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika (Mujao) mit Anschlägen auf Wahllokale und warnte die Bevölkerung vor der Stimmabgabe.

In den nordmalischen Städten Kidal, Gao und Timbuktu wurde die Präsidentschaftswahl von Uno-Blauhelmsoldaten und der Armee überwacht. In der Tuareg-Hochburg Kidal begann der Urnengang zum Teil mit Verspätung. In Timbuktu waren zahlreiche Bürger nicht auf den Wählerlisten verzeichnet. Auch ein Großteil der rund 500.000 malischen Flüchtlinge dürfte nicht an der Wahl teilgenommen haben. Dennoch gilt die Abstimmung als wichtiger Schritt zu Stabilität und verfassungsmäßiger Ordnung.