Es droht eine Konfrontation zwischen Anhängern und Gegnern von Ex-Präsident Mursi

Kairo. In Ägypten droht eine neue Groß-Konfrontation zwischen Anhängern und Gegnern des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi. Verteidigungsminister und Armeechef Abdel Fattah al-Sissi rief seine Landsleute am Mittwoch zu Solidaritäts-Demonstrationen mit dem Militär auf. „Am Freitag muss jeder ehrbare und ehrliche Ägypter herauskommen. Kommt und zeigt der ganzen Welt, dass ihr einen eigenen Willen und Entschlossenheit habt“, sagte er. Mit den Massenkundgebungen am Freitag könnten die Ägypter der Armee das Mandat für den Kampf gegen Gewalt und Terrorismus geben, sagte al-Sissi am Mittwoch in Kairo. Die Jugendbewegung Tamarud, die die Großdemonstrationen zum Mursi-Sturz organisiert hatte, unterstützte den Appell des Armeechefs.

Während der neue starke Mann in Ägypten versicherte, seine Aufforderung sei kein Aufruf zur Gewalt gegen die Mursi-Anhänger, wurde er von den Muslimbrüdern als Ansage gegen ihre anhaltenden Massenproteste gegen den Umsturz interpretiert. Die Drohung des Armeechefs werde „die Millionen nicht daran hindern, sich weiter zu versammeln“, erklärte der führende Muslimbruder Essam El-Erian nur kurz nach al-Sissis Rede. Den Anführer des Mursi-Sturzes nannte El-Erian einen „Putschisten, der Frauen, Kinder und betende Gläubige töten“ lasse.

Die Armee versichert, für Neuwahlen und eine neue Verfassung zu sorgen

Seit der Entmachtung des Islamisten Mursi starben mehr als 100 Menschen bei Zusammenstößen. Die meisten der Opfer stammen aus dem Mursi-Lager. Am Mittwochmorgen wurden bei der Explosion einer Bombe vor einem Gebäude der Sicherheitskräfte mindestens ein Mensch getötet und 28 verletzt, teilte das Gesundheitsministerium mit.

Die von al-Sissi geführten Streitkräfte hatten am 3. Juli nach Massenprotesten den gewählten Präsidenten Mursi abgesetzt und den obersten Verfassungsrichter Adli Mansur zum Übergangs-Staatsoberhaupt bestimmt. Mursi wird an einem geheim gehaltenen Ort festgehalten. Unter anderem die US-Regierung und die Europäische Union haben seine Freilassung gefordert.

Al-Sissi war von Mursi zum Verteidigungsminister berufen worden und behielt auch in der Übergangs-Regierung nach dessen Sturz sein Amt als Verteidigungsminister. Zusätzlich wurde er stellvertretender Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten arabischen Landes. Al-Sissi sagte in seiner Rede, die Armee werde sich an den Demokratisierungsplan halten, der unter anderem die Ausarbeitung einer neuen Verfassung binnen sechs Monaten und Neuwahlen vorsieht.