Bürgermeister: „Sangria-Eimer schrecken ab“. Nach 21 Uhr sind Trinkgelage am Strand verboten. Polizei geht Streife

Palma de Mallorca. Eine Empörungswelle rollt durch Deutschland. Keine Sangria-Eimer mehr auf der Spaß- und Partyinsel Mallorca? Ganz so schlimm soll es nun doch nicht kommen. Zumindest behauptet das Álvaro Gijón, der stellvertretende Bürgermeister von Palma de Mallorca und Tourismusdezernent. Das neue „Saufverbot“ am Ballermann sorgt seit Tagen für Diskussionen, gefördert von der „Bild“-Zeitung. Jetzt kam die Klarstellung. Demnach darf an den berühmten Strandabschnitten „Balneario 5, 6 und 7“ – bei deutschen Touristen schlicht unter dem Namen „Ballermann“ bekannt – ab 21 Uhr kein Alkohol mehr auf der Straße getrunken werden.

Prompt befürchteten viele, man wolle den bei deutschen Touristen so beliebten Ballermann dicht machen, nachdem die „Bild“-Zeitung über die neuen Regeln berichtet hatte. „Das ist Unsinn, wenn die Leute sich ein paar Meter weiter an den Strand verziehen, dürfen sie weiterhin Alkohol konsumieren“, sagte Gijón.

Auch in der Bier- und Schinkenstraße (die eigentlich Miquel Pellissa und Pare Bartomeu Salvà heißen) dürfen die Touristen tun und lassen, was sie wollen. „In diesen Straßen gelten eigene Regeln, das war schon immer so, und das wird so bleiben.“

Das Verbot beziehe sich lediglich auf Trinkgelage – in Spanien ist das Phänomen unter dem Namen „botellón“ bekannt –, die unmittelbar an der Strandpromenade abgehalten werden. Gijón bezeichnete die neuen Regeln als „völlig vernünftige Maßnahme“. Alkohol auf der Straße zu konsumieren ist bereits überall in Spanien verboten, egal ob auf den Kanarischen Inseln, auf Ibiza, an der Costa Brava oder der Costa Dorada oder anderen beliebten Touristenzielen. „Nur wir hinkten noch hinterher.“

Hinter der Anti-Botellón-Maßnahme steckt freilich auch eine Imagekampagne. „Wir wollen mit anderen Destinationen wie Kroatien oder Ländern in Nordafrika konkurrieren und bessere Qualität und besseren Service anbieten. Da ist das Foto von Sangria-Eimern und lärmenden Saufgelagen nicht hilfreich, es schreckt andere potenzielle Kunden wie etwa Familien ab“, stellt der Vize-Bürgermeister klar.

So patrouillieren fortan in den Abendstunden mehrere Polizeieinheiten, die von Dolmetschern begleitet werden. Sie machen feierlustigen Gruppen auf Deutsch oder Englisch klar, dass dies an diesen Stellen verboten sei. „Wir verhängen aber keine Strafen“, sagte Gijón. „Wir reden mit den Leuten und die reagieren meistens positiv“, beschwichtigt er.

Tatsächlich gelten in anderen städtischen Zonen der Inselhauptstadt Palma de Mallorca wie etwa dem Viertel Sa Gerreria bereits Strafen von 300 bis 1500 Euro für unerlaubte Trinkgelage. Hinter der aktuellen Verordnung stehen auch mächtige Unternehmen, die sich im mallorquinischen Tourismusverband von der Playa de Palma zusammengeschlossen haben. Sie waren es, die der Stadtverwaltung die Eindämmung des Alkoholkonsums auf der Straße nahegelegt hatten. Davon können Bars und Restaurants nur profitieren, so die Annahme. „Fünf Jahre haben wir versucht, die Leute von diesen Gelagen wegzubekommen. Wir haben den Gehsteig nass gespritzt, damit man sich nicht hinsetzen konnte. Aber kaum war der Asphalt trocken, kamen sie zurück“, sagte Jesús Sánchez, Vorsitzender des Tourismusverbands.

Von der nun in Gang gekommenen Image- und Säuberungs-Kampagne ist die gesamte Playa de Palma betroffen, ein sechs Kilometer langer Strandabschnitt. So sollen die Hotels im Ein- bis Drei-Sterne-Bereich aufgehübscht werden, Vier- und Fünf-Sterne-Etablissements dürfen noch ein bis zwei Stockwerke höher werden, maximal acht sind erlaubt. Sogar die Sonnenschirme und Strandliegen, an deren Design sich in den letzen 30 Jahren nichts geändert hat, sollen durch neue Utensilien im Bali-Stil ersetzt werden.

Ein bisschen mehr Luxus ist das Ziel, ohne den weniger finanzstarken Durchschnittstouristen zu verprellen. „Diese Besuchergruppe hat ihre eigenen Lokale und Vergnügungsstätten.“ Die mallorquinischen Tourismusmanager wissen, dass die Deutschen mit rund vier Millionen Besuchern jährlich die wichtigste Urlaubergruppe auf Mallorca stellen, noch vor den Briten.

Darum gibt sich Gijón so versöhnlich wie möglich. „Die Deutschen haben uns groß gemacht, ihnen verdanken wir so viel. Auf keinen Fall wollen wir diese Klientel verlieren“.